Das Herz ist ungefähr so groß wie eine Faust und wiegt etwa 300 g.
Es ist ein Hohlmuskel und hat zwei Hälften, die rechte und die linke
Herzhälfte. Jede Hälfte teilt sich wiederum in eine Herzkammer und einen Hohlraum, den
sogenannten "Vorhof".
Die rechte und die linke Herzhälfte sind durch eine dicke Scheidewand
getrennt, so dass kein Blut von der einen Herzhälfte in die andere gelangen kann. Die
Vorhöfe und Herzkammern sind jeweils mit Herzklappen miteinander verbunden, die wie
Einwegventile funktionieren, so dass das Blut immer nur in eine Richtung fließen kann,
aber nicht zurück.
Die linke Herzhälfte transportiert das sauerstoffreiche Blut von der
Lunge zu den übrigen Organen. Die rechte Herzhälfte dagegen pumpt das
"verbrauchte" sauerstoffarme Blut aus dem Körper zur Lunge, wo es wieder mit
Sauerstoff angereichert wird.
So funktioniert das Herz
Das Herz pumpt das Blut durch den Körper und versorgt so alle Organe
mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff.
Das mit Sauerstoff angereicherte Blut gelangt von der Lunge über die
Lungenvene zum Herzen, wo es über die linke Herzhälfte in die Aorta gepumpt wird. Über
immer feinere Blutgefäße wird das sauerstoffreiche Blut im ganzen Körper verteilt. In
den Körperzellen wird der Sauerstoff aus dem Blut entzogen und stattdessen Kohlendioxid
an das Blut abgegeben. Diesen Vorgang nennt man "Gasaustausch". Das
"verbrauchte" sauerstoffarme Blut wird über Venen zurück zum Herzen geleitet.
Durch die rechte Herzhälfte wird es dann über die Lungenarterie zur Lunge gepumpt.
In der Lunge findet erneut ein Gasaustausch statt. Kohlendioxid wird an die Atemluft
abgegeben und Sauerstoff wird in das Blut aufgenommen.
Das so mit Sauerstoff angereicherte Blut gelangt wiederum über die
Lungenvene in die linke Herzhälfte, und der Kreislauf beginnt von vorne.
Herzschlag des Lebens
Beide Herzhälften arbeiten gleichzeitig, das heißt, bei jedem
Herzschlag wird gleichzeitig sauerstoffreiches Blut in den Körper und sauerstoffarmes
Blut zur Lunge gepumpt.
Und das geschieht bei jedem Herzschlag:
(1) Entspannungszeit:
Das Blut strömt aus der Lungenvene in den linken Vorhof (sauerstoffreich) und aus der
oberen und unteren Hohlvene in den rechten Vorhof (sauerstoffarm). Hier ist der erste
Herzton zu hören.
(2) Füllungszeit:
Die Muskulatur der Herzkammern erschlafft und die Segeklappen zwischen Vorhöfen und
Kammern öffnen sich. Das Blut aus den Vorhöfen fließt in die Herzkammern. Diese Phase
heißt Diastole.
(3) Anspannungszeit:
Die Muskulatur der Herzkammern kontrahiert. Die Segelklappen schließen sich und der Druck
in den Herzkammern steigt an. Hier ist der zweite Herzton zu hören.
(4) Austreibungszeit:
Durch den hohen Druck in den Herzkammern öffnen sich die Taschenklappen und das Blut wird
in die Aorta (sauerstoffreich) und die Pulmonalarterie (sauerstoffarm) gepresst. Die
Anspannungszeit und die Austreibungszeit zusammen nennt man Systole.
Kraftpaket Herz
Der große Stolz der Männer ist ihr Auto. Doch die Leistungen aller
deutschen Ingenieure sind jämmerlich im Vergleich zu dem, was das Herz leistet. Die Lager
der Motoren von Mittelklassewagen sind für ca. 5.000 Betriebsstunden ausgelegt.
Das entspricht etwa zweihundert Tagen in Dauerbelastung. Das hört sich
zunächst wenig an. Doch bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 80 km/h
entsprächen 5.000 Betriebsstunden einer zurückgelegten Entfernung von 400.000 km, also
etwa zehnmal um die Erde.
Nach 200 Tagen im Dauertest hat sich das menschliche Herz erst langsam
ans Schlagen gewöhnt. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen in den
zivilisierten Staaten liegt inzwischen bei ca. 68 - 75 Jahren. Das entspricht etwa 657.000
Stunden oder 27.375 Tagen. Das menschliche Herz schlägt inzwischen ohne Pause. Ohne
Ölwechsel oder Boxenstopp.
80 mal in der Minute
4.800 mal in der Stunde
115.200 mal am Tag
806.400 mal in der Woche
3.225.600 mal im Monat
42.048.000 mal im Jahr
3.153.600.000 mal im Leben
Selbstverständlich sind das nur ungefähre Zahlen. Denn der Pulsschlag
ist abhängig von vielen Faktoren: Alter, Gewicht, Belastung usw.
Bereits vier Wochen nach der Empfängnis beginnt das menschliche Herz zu
schlagen. Bis zum Tod pumpt es ununterbrochen das Blut durch den Körper, jeden Tag, jede
Stunde, jede Minute.
Bei einem Erwachsenen schlägt das Herz 60 bis 80 mal pro Minute. Bei
jedem Herzschlag werden pro Herzkammer 70 bis 80 ml Blut gepumpt, also etwa 5 Liter pro
Minute und 7.000 Liter am Tag. Schlägt das Herz ein Jahr lang, fördert es eine Blutmenge
von 2,5 Millionen Litern.
Eine Maschine, die eine solche andauernde Leistung vollbringen sollte,
müßte ständig gewartet werden und bräuchte von Zeit zu Zeit Ersatzteile. Kein Wunder,
dass auch das Herz besonderer Pflege bedarf.
Das kranke Herz
Das Herz ist ein Muskel, der im Laufe eines Menschenlebens enorme
Leistungen erbringt.
Da die Arbeit des Herzens für uns lebenswichtig ist, bedeuten Herzkrankheiten oft eine
unmittelbare Gefahr.
Schon lange sind in Deutschland Herz-Kreislaufkrankheiten die Haupttodesursache. Hier
einige der wichtigen Erkrankungen des Herzens:
Durchblutungsstörungen an den Herzkranzarterien (Koronare
Herzerkrankung) können schlimmstenfalls zum Herzinfarkt führen.
Die Hauptursache für einen Herzinfarkt ist in den meisten Fällen eine Arteriosklerose
("Arterienverkalkung").
Bei der Arteriosklerose werden Fette und Kalk in die Arterienwand eingelagert. Dadurch
kommt es zu einer fortschreitenden Verengung und Verkalkung der Arterien sowie zur
Entstehung der Blutgerinnsel, die für den plötzlichen Gefäßverschluß beim Herzinfarkt
verantwortlich sind.
Ursachen solcher Engstellen sind neben erblicher Veranlagung vor allem Bluthochdruck,
Diabetes, Rauchen, Störungen des Fettstoffwechsels, Stress und Übergewicht.
In leichteren Fällen wird die Erkrankung zunächst mit Medikamenten behandelt, die die
Herzkranzgefäße erweitern und das Blut verdünnen.
Bei stärkerer Erkrankung gibt es in bestimmten Fällen die Möglichkeit, die
Kranzgefäße im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung mit einem Ballon aufzudehnen
(Ballondilatation). Diese Therapie kann durch das Einbringen einer Drahthülse (Stent) in
das Gefäß ergänzt werden.
Schwere Ausprägungen der koronaren Herzerkrankung werden durch eine Bypassoperation
behandelt. Dies gilt insbesondere dann, wenn viele Engstellen vorliegen oder die
Pumpleistung des Herzens schon stark eingeschränkt ist.
Wenn das Herz "aus dem Takt" kommt, also unregelmäßig
schlägt oder "stolpert", aber auch wenn es dauernd zu langsam oder zu schnell
schlägt, spricht man von Herzrhythmusstörungen.
Die Ursachen hierfür können eine Schädigung des herzeigenen Nervensystems sein, aber
auch Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße, ein früherer Herzinfarkt, ein
Herzklappenfehler, eine Herzmuskelentzündung nach einem grippalen Infekt oder eine
chronische Krankheit wie zum Beispiel Rheuma.
Je nach Ursache können Herzrhythmusstörungen durch Medikamente oder Operationen
behandelt werden. In schweren Fällen muß ein Herzschrittmacher eingesetzt werden, der
anspringt, wenn das Herz aus dem Takt gerät.
Auch Herzklappenfehler können schwere Folgen haben. Die
Herzklappen verschließen die Öffnungen zwischen Vorhof und Herzkammer sowie zwischen
Herzkammer und Blutgefäßen. Erfüllen sie diese Aufgabe nicht mehr oder nur noch
unzureichend, kann Blut zurückfließen und sich im Herzen stauen.
Herzklappenfehler werden in der Regel operativ behandelt.
Hat das Herz aufgrund einer Erkrankung nicht mehr genügend
Kraft, das Blut in den Kreislauf zu pumpen, so spricht man allgemein von Herzschwäche
oder Herzinsuffizienz (insuffizient = ungenügend, nicht ausreichend).
Vor allem bei körperlicher Anstrengung oder Stress macht sich eine solche Herzschwäche
bemerkbar: das Herz wird einem eng und Schmerzen an verschiedenen Körperstellen treten
auf.
Je nachdem welche Seite des Herzens betroffen ist, unterscheidet man Rechtsherz- und
Linksherzinsuffizienz.
Bei der Rechtsherzinsuffizienz kann die rechte Herzkammer nicht mehr ausreichend Blut zur
Lunge pumpen. Da aber immer weiter Blut aus dem Körper an der rechten Herzhälfte
ankommt, staut sich das Blut schließlich zurück in den Bauch, die Leber und sogar bis in
die Beine.
Bei der Linksherzinsuffizienz bringt die linke Herzkammer nicht mehr die nötige Leistung.
In diesem Fall staut sich das ankommende Blut in den Lungen.
Da Herzschwäche meist eine Folge von anderen Erkrankungen des Herzens oder von
Bluthochdruck ist, muß zunächst die Grunderkrankung behandelt werden. Außerdem helfen
Medikamente zur Stärkung oder zur Entlastung des Herzens (je nach Ursache der
Herzschwäche). Der Abbau von Übergewicht und ausgewogene körperliches Training
kräftigen die Herzmuskulatur und steigern die Leistungsfähigkeit.
In schweren Fällen, wenn alle anderen Maßnahmen fehlgeschlagen sind,
kann eine Herztransplantation nötig werden.
Transplantation als letzter Ausweg
Ist das Herz so schwer krank oder geschädigt, dass es seine Aufgabe
nicht mehr wahrnehmen kann und auch Medikamente oder Operationen nicht mehr helfen, bleibt
als letzter Ausweg nur noch die Herztransplantation, um das Leben eines schwer herzkranken
Menschen zu retten.
Generell kann eine Herztransplantation in jedem Alter erfolgen. Bereits
kurz nach der Geburt wurden schon erfolgreich Transplantationen durchgeführt. Jenseits
des 70. Lebensjahres sind Herztransplantationen allerdings selten, da in diesem Alter
meist andere organische Erkrankungen eine Transplantation unmöglich machen.
Denn die Patienten dürfen an keiner Tumor- oder Infektionskrankheit
leiden. Außerdem sollten keine bedeutenden Nebenerkrankungen, insbesondere keine schweren
Schädigungen von Leber und Niere vorliegen.
Mittlerweile warten in Deutschland etwa doppelt so viele Menschen auf
eine Transplantation wie es Spenderorgane gibt - etwa 1.000 Menschen benötigten 1999 eine
Herztransplantation, aber nur ca. 500 Transplantationen konnten durchgeführt werden.
Das "Kunstherz" überbrückt die Wartezeit
Ist das eigene Herz zu schwach, um die Wartezeit durchzuhalten, bekommen
die Patienten ein Herzunterstützungssystem, ein sogenanntes "Kunstherz". Das
Kunstherz entlastet das eigene Herz, indem es teilweise seine Arbeit übernimmt, zum
Beispiel die Pumpleistung der linken Herzkammer (Linksherzunterstützungssystem).
Ein solches Herzunterstützungssystem kann Leben retten, denn die
Wartezeit auf ein passendes Spenderorgan kann lang sein - Zeit, die ein schwer herzkranker
Mensch nicht hat.
Bei der Transplantation muß es schnell gehen
Grundvoraussetzung für eine Herztransplantation ist, dass Spender und
Empfänger ungefähr gleich groß und schwer sind (± 15%) und dass die Blutgruppen
übereinstimmen. Auch Wartezeit und Dringlichkeit entscheiden über die Zuteilung eines
Spenderorgans.
Bei einer Herztransplantation muss alles sehr schnell gehen, denn ein
einmal entnommenes Herz kann nur wenige Stunden konserviert werden. Schon während des
Transportes des Spenderherzens wird mit der Operation beim Empfänger begonnen. Das kranke
Herz wird in dem Moment entfernt, in dem das Spenderherz eintrifft, so dass es sofort
eingepflanzt werden kann.
Vorbereitung und Durchführung einer Transplantation müssen also sehr
genau geplant und koordiniert werden.
Eurotransplant bringt Spenderorgane und Empfänger
zusammen
Organspender sind hirntote Patienten, bei denen mittels moderner
Medizintechnik die Funktion der Organe (aber nicht des Gehirns) am Leben erhalten wird.
Eine Organentnahme erfolgt nur, wenn eine Zustimmung des Patienten (Spenderausweis) oder
der nahen Verwandten vorliegt.
Um sicherzustellen, dass für ein Spenderorgan in kürzester Zeit ein
passender Empfänger gefunden wird, wurde 1967 die Stiftung Eurotransplant ins Leben gerufen.
Eurotransplant sitzt in Leiden in den Niederlanden und koordiniert den
internationalen Austausch von Spenderorganen in den Ländern Belgien, Deutschland,
Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und Slowenien - einem Einzugsgebiet mit 118
Millionen Menschen.
Wird irgendwo in diesen Ländern durch den Tod eines Patienten ein Spenderorgan
verfügbar, egal ob es nun ein Herz oder eine Niere oder ein anderes Organ ist, so gibt
der regionale Transplantationskoordinator (in Deutschland ist dies die Deutsche Stiftung
Organtransplantation) die Einzelheiten sofort an Eurotransplant weiter. Dort wird nun ein
passender Empfänger gesucht und der schnellstmögliche Transport des Organs per Flugzeug
oder Hubschrauber organisiert.
Medikamente ein Leben lang
Fremdes Gewebe wird normalerweise vom Körper abgestoßen. Das
Immunsystem erkennt auch bei einer Herztransplantation sofort, daß das implantierte Herz
nicht das eigene ist. Es reagiert so, als müßte es Krankheitskeime oder Fremdkörper
bekämpfen.
Mit Medikamenten wird diese Abstoßungsreaktion des Körpers
unterdrückt. Das Immunsystem wird sich nie an das fremde Gewebe gewöhnen, daher muss der
Patient diese Medikamente sein Leben lang einnehmen.
Die wichtigste Wirkung der Medikamente birgt auch ihre schwerste
Nebenwirkung in sich: durch die Unterdrückung des Immunsystems wird der Patient besonders
anfällig für Infektionen aller Art. Infektionen kurz nach der Operation sind daher auch
häufigste Todesursache nach einer Transplantation.
Außerdem kann es durch die Medikamente zu erhöhtem Blutdruck, Diabetes und
Nierenschäden kommen.
Alternativen gibt es bisher nicht.
Das Leben mit dem fremden Herz
Für viele Menschen ist das Herz ein Organ mit einer ganz besonderen
Bedeutung. Es wird als Sitz von Gefühlen, wenn nicht gar als Sitz der Seele empfunden.
Der Gedanke, mit einem fremden Herzen zu leben, löst bei den allermeisten Menschen
Unbehagen und Angst aus. Angst davor, dass sich die eigene Persönlichkeit verändern
könnte, oder das Gefühl der Bedrohung durch das Fremde im eigenen Körper können starke
Depressionen auslösen.
Vielen Menschen kann nach einer Herztransplantation das Gespräch mit
besonders geschulten Therapeuten oder die Beteiligung an einer Selbsthilfegruppe für
Organtransplantierte helfen, mit solchen Gefühlen fertig zu werden.
Die Überlebenschancen sind gut
Mittlerweile ist durch neue Medikamente, die die Abstoßungsreaktion des
Körpers unterdrücken, die Überlebensrate nach Herztransplantationen deutlich gestiegen.
Mehr als 90% der Operierten überstehen die Transplantation, und nach einem Jahr leben bei
insgesamt guter Lebensqualität noch etwa 80% der Betroffenen, nach 10 Jahren immerhin
noch 40%. Allerdings ist das Sterberisiko im Kindes- und Seniorenalter erhöht.
Fast alle jüngeren Betroffenen und auch über 80% der über 55-jährigen gehen etwa drei
Monate nach der Transplantation wieder ihrer normalen beruflichen Tätigkeit nach.
Weiterführende Links:
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