Herz ist Trumpf (4)

 

 

Arteriosklerose und Angina pectoris

 

 

Der gefährliche Engpaß

Wenn Ihre Adern zu verstopfen drohen, heißt es Alarmstufe rot! Sind strategisch wichtige Stellen im Leitungsnetz betroffen, beispielsweise die Herzkranzgefäße (Koronararterien), die unser Herz mit Sauerstoff versorgen, dann besteht sogar Lebensgefahr. Geht unserem Herzen der Sauerstoff auch nur für kurze Zeit aus, wird es möglicherweise ganz stillstehen: tödlicher Herzinfarkt. Die Arteriosklerose (Atherosklerose) führt zum Verstopfen Ihrer Arterien. Dies ist die häufigste Ursache aller Herz- und Kreislauferkrankungen, insbesondere von Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch das gefürchtete "Raucherbein" ist eine Folge davon.

Arteriosklerose schreitet über Jahre und Jahrzehnte hinweg fort, ohne daß Sie etwas merken müssen. Sie beginnt dort, wo die Innenwand eines Gefäßes geschädigt wurde, z. B. durch Bluthochdruck. Normalerweise läßt die innerste Gefäßschicht nur Nährstoffe aus dem Blut durch, um die darunterliegenden Gewebe- und Muskelschichten zu versorgen. Ist sie geschädigt, entsteht ein Entzündungsherd, weil jetzt auch Substanzen passieren können, die hier nichts zu suchen haben. Sie werden sofort vom Abwehrsystem angegriffen und es treten alle möglichen Reparaturkolonnen auf, um den Schaden zu beheben. Dabei kommen auch Bestandteile aus dem Blut ins Spiel, die den Schaden nur noch vergrößern. Vor allem sind dies verschiedene Fette bzw. Cholesterine (z. B. LDL-Cholesterin). Wenn es vermehrt auftritt, lagert es sich an der beschädigten Stelle ab und bringt noch weitere (unerwünschte) Blutbestandteile dazu, sich ebenfalls dort anzusiedeln: z. B. Kalk. Daher die Bezeichnung Arterienverkalkung. In der Gefäßwand beginnen durch die vielfältigen Entzündungs-, Abwehr- und Reparaturaktivitäten Wucherungen "aufzuschäumen", sog. Schaumzellen.

Und so verengt sich die Schlagader immer mehr - ein gefährlicher Engpaß. Es kommt noch ein weiterer Vorgang hinzu, den die Natur eigentlich gut gemeint hat. Wo immer ein Gefäß verletzt wird, treten die Blutplättchen auf den Plan. Sie bilden einen Pfropf, um das "Leck" so schnell wie möglich abzudichten, sonst würden Sie "auslaufen". Wenn ein fortgeschrittener arteriosklerotischer "Engpaß" geschädigt wird, ballen sich Blutplättchen zusammen, zerfallen und setzen zusätzlich blutgerinnungsfördernde Stoffe frei. Diese bilden dann ein Netz, in dem sich dann die roten Blutkörperchen verfangen. So entsteht ein Blutgerinnsel (Blutpfropf - Thrombus), das zum völligen Verschluß der Schlagader führen kann.

Wie können Sie Ihr persönliches Risiko minimieren?

Einer der wichtigsten Risikofaktoren ist der Bluthochdruck. Alle seine Auslöser oder Verstärker treffen auch für die Arteriosklerose zu, schließlich ist der Hochdruck ihr Wegbereiter:

Stoffwechselstörungen und ihre Folgen (Metabolisches Syndrom), insbesondere erhöhte Blutfettwerte wie Cholesterin und Triglyzeride
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Übergewicht
Rauchen
Bewegungsmangel
Streß
übermäßiger Alkoholgenuß

Wenn für Sie mehr als einer dieser Faktoren zutrifft, sollten Sie nachdenklich werden. Sind Sie mit den meisten oder gar mit allen vertraut, dann wird es allerhöchste Zeit, sich von ihnen zu trennen. Einige zusätzliche Risikofaktoren können Sie allerdings nicht beeinflussen: Erbanlagen, Geschlecht und Alter. Die Gefahr an Arteriosklerose zu erkranken, mit der Folge weiterer Herz-Kreislauf-Krankheiten, wächst, wenn es in Ihrer Familie häufig zu solchen Erkrankungen kommt. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.

"Dann ist es bei mir schon zu spät!?!"

Keineswegs, denn die gute Botschaft lautet: Wenn Sie Ihren Lebensstil ändern, können Sie das Fortschreiten der Arteriosklerose aufhalten. Sogar Rückbildungen sind möglich. Schalten Sie Ihre persönlichen Risikofaktoren so weit wie möglich aus! Trotzdem gilt die allgemeine Lebensweisheit: Nicht auf die lange Bank schieben, je früher Sie beginnen, umso größer sind Ihre Chancen.

Wenn die Brust zu eng wird

Für seine unermüdliche Pumparbeit muß Ihr Herz enorme Kraft aufwenden. Dazu braucht es besonders viel "Treibstoff" = Sauerstoff. Über die Herz-Kranz-Gefäße, die Koronararterien, wird es mit sehr viel Blut und Sauerstoff versorgt. Sind sie verengt, wird die Blutzufuhr zum Herzen gedrosselt. Ist die Verengung noch nicht allzuweit fortgeschritten, reicht die Durchblutung zumindest im Ruhezustand aus, um Ihr Herz ausreichend mit Sauerstoff zu beliefern.

Wird daraus ein richtiger Engpaß, kommt es zum chronischen Sauerstoffmangel (Ischämie) und vor allem bei körperlicher Belastung zu ersten Beschwerden. Weil viele Betroffene bei diesen Schmerzen das Gefühl haben, ihnen würde die Brust zugepreßt, werden sie Angina pectoris genannt ("Enge der Brust"). Sie gilt als die Vorbotin des Herzinfarkts.

Wenn Sie diese Beschwerden im Brustbereich spüren, sollten Sie - vor allem, wenn diese schmerzhaften Erfahrungen neu für Sie sind - unverzüglich Ihren Arzt aufsuchen oder den (Not-)Arzt rufen (lassen). Oft strahlen die Schmerzen etwa in die Schulter, den Oberarm, bis in den Unterkiefer aus. Sie dauern in der Regel nur wenige Sekunden oder Minuten und klingen dann wieder ab. Trotzdem sollten Sie vorsichtig sein: Es könnten die Vorboten eines nahenden Infarkts sein, schlimmstenfalls der Herzinfarkt selbst, vor allem dann, wenn die Schmerzen länger andauern. Besonders häufig treten die Beschwerden während körperlicher Anstrengung, beim Gehen in kalter Luft oder beim Schwimmen in kaltem Wasser auf, aber auch nach besonders üppigem Essen.

Nicht selten rufen seelische Belastungen und Streß ähnliche, aber harmlose Beschwerden im Brustbereich hervor. Hilft dann sofort tiefes Ein- und Ausatmen, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit kein Angina-pectoris-Anfall. Sicher ist sicher: Im Zweifelsfall besser den Arzt fragen.

 

zurück