"Tests" auf Herzkrankheiten
Zu erklären, wie angeborenen Herzfehler erkannt werden, überschreitet meine dürftigen Fähigkeiten. Wurde der Herzfehler nicht schon während der Schwangerschaft diagnostiziert, so ergeben sich häufig in den ersten Lebensstunden Anzeichen, die den Kinderarzt veranlassen, das Neugeborene einem Herzspezialisten (Kardiologen) vorzustellen: eine Blaufärbung von Lippen oder Haut (Zyanose), eine auffallende Atemnot oder Trinkschwäche (Herzinsuffizienz) oder Auffälligkeiten bei der routinemäßigen Untersuchung durch den Arzt, z.B. ein Herzgeräusch. Dem Kinderkardiologen stehen einige diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung, von denen ich die gebräuchlichsten beschreiben möchte.
RÖNTGEN
Diese speziellen elektromagnetische Wellen wurden eher zufällig von WILHELM RÖNTGEN entdeckt. Röntgenstrahlen durchdringen den menschlichen Körper und werden beispielsweise vom Knochengerüst und den Organen unterschiedlich absorbiert. Hieraus resultiert ein Schattenbild des Körperinneren, daß auf einer speziellen Photoplatte konserviert werden kann.
Die Kardiologen können aus diesem Schattenbild Rückschlüsse ziehen auf die Form, Größe und Funktion des Herzens. Ebenso können sie die Lungen und die Blutgefässe beurteilen.
ECHOKARDIOGRAPHIE
Das Herz wird mit Ultraschall abgetastet (Ultraschall = Schall mit einer Frequenz über 20.000 Hz). Aus den Reflektionen dieser Schallwellen wird mit Computerhilfe ein Bild des Herzens kreiert. Dieses Bild hat keinerlei Ähnlichkeit mit einem Photo, gibt aber trainierten Personen wichtige Hinweise über den Zustand des Herzens und seiner Teile.
Die Aufnahme eines Echokardigramms ist ebenso wenig schmerzhaft wie eine Röntgenaufnahme. Eine Gallertmasse wird auf die Haut aufgetragen. Diese Masse erleichtert den Durchgang der Schallwellen durch die Haut. Der Arzt führt einen sogenannten "Transducer" über den Körper, der die Schallwellen aussendet und die Reflektionen empfängt. Das Ergebnis wird auf einem Bildschirm angezeigt und kann auf Video aufgezeichnet oder auf Photopapier ausgegeben werden.
Der Arzt kann die verschiedenen Teile des Herzens beurteilen. Die Klappen, die Kammern (Atrium und Ventrikel), die Aorta und die Pulmonalarterie sind klar zu erkennen und in ihren Bewegungen zu studieren. Anormalitäten wären zu erkennen. Eine Weiterentwicklung dieser Technik ermöglicht es darüber hinaus die Richtung des Blutflusses und eventuelle Blockaden oder Undichtigkeiten der Klappen zu erkenn. Diese Technik nutzt den Dopplereffekt.
Was ist der Dopplereffekt ? Sie haben es bestimmt schon alle erlebt, daß ein schnelles Fahrzeug hupend an Ihnen vorbei gefahren ist (oder z.B. ein Krankenwagen mit Martinshorn). Dann werden Sie bemerkt haben, daß der Ton höher wurde, wenn das Fahrzeug auf Sie zukam und die Tonhöhe abnahm, sobald es sich entfernte. Diese wahrgenommene Frequenzänderung nennt man Dopplereffekt.
Dieser Effekt bewirkt eine Frequenzänderung des reflektierten Ultraschalls abhängig von Richtung und Geschwindigkeit des Blutstroms. Diese Änderungen werden auf dem Bildschirm dargestellt und erlauben es dem Arzt den Blutstrom zu beurteilen und insbesondere Turbulenzen und Klappenundichtigkeiten oder -einengungen zu erkennen.
ELEKTROKARDIOGRAPHIE
Das Elektrokardiogramm (abgekürzt EKG) ist nichts anderes als ein Graph, der die elektrische Aktivität des Herzens aufzeichnet. Vorhin haben wir betrachtet, wie das Herz sich zusammenzieht, um seine Pumpfunktion zu übernehmen. Diese Kontraktion wird gesteuert von einer schwachen elektrischen Spannung. Diese Spannung entsteht in einem Teil des Herzens, der die Herzfrequenz reguliert. Von hieraus folgt diese Spannung normalerweise einem genau definierten Weg durch den Rest des Herzens. Diese elektrischen Verhältnisse werden aufgezeichnet mit Hilfe von Elektroden (simple Metallplatten), die auf der Brust, an den Handgelenken und den Knöcheln befestigt werden.
Das EKG dient nicht in erster Linie dazu, Herzfehler zu entdecken. Aber zusammen mit Röntgenaufnahmen und Echokardiogrammen ist es sehr informativ. Insbesondere erlaubt es Rhythmusstörungen zu entdecken. Weiterhin gibt es Hinweise auf eine anormale Herzgröße oder verdickte Herzwände.
HERZKATHETER
Alle bisher beschriebenen Untersuchungsmethoden sind nichtinvasiv, d.h. sie arbeiten ohne ein Eindringen in den Körper. Der Katheter ist eine invasive Untersuchungsform.
Eine Katheterunteruchung wird gewöhnlich unter örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) durchgeführt. Bei Kinder wird meist eine leichte Narkose angewandt. Eine dünnes Kunststoffröhrchen wird in der Leistengegend in eine Vene oder Arterie eingeführt und bis zum Herzen vorgeschoben. Der Blutdruck innerhalb der verschiedenen Kammern kann gemessen werden. Weiterhin wird die Sauerstoffsättigung des Blutes vor Ort bestimmt. Schließlich kann ein Angiogramm durchgeführt werden.
Angiogramm ist eine spezielle Art der Röntgenaufnahme. Hierzu wird durch den Katheter ein Kontrastmittel ins Herz injeziert, das für Röntgenstrahlen "undurchsichtig" ist und es den Ärzten erlaubt, die Fließverhältnisse innerhalb des Herzens und den Aufbau sowie die Form des Herzens genau zu studieren.
Katheteruntersuchungen mit Angiogramm sind äußerst hilfreich für die Ärzte, um die Behandlungsstrategie einer Herzkrankheit festzulegen. Gleichzeitig bergen sie aber auch gewisse Risiken. Komplikationen sind heutzutage selten geworden, insbesondere bei Kindern jenseits des Neugeborenenalters. Gelegentlich finden sich Durchblutungsstörungen der Beine, die sich aber in der Regel zurückbilden. Allergien gegen Kontrastmittel sind rar geworden und wenn, dann gut zu beherrschen, ähnliches gilt für Herzrhythmusstörungen. Lediglich bei Neu- und Frühgeborenen sind die Risiken etwas höher, insbesondere bei sogenannten Interventionen am Herzen, die über die reine Diagnostik hinausgehen (z.B. Rashkind-Manöver, Ballondehnung). In sehr seltenen Fällen sind auch Todesfälle zu verzeichnen.