Friedhöfe in der Region
1.) Friedhofsordnung
2.) Grabsteine –Inschriften und Formen
3.) Ornamente und Symbole
4.) Beerdigung
5.) Friedhöfe
5.1) Schopfloch
5.2) Crailsheim
5.3) Michelbach an der Lücke
5.4) Öhringen
Friedhofsordnung
Lage des Friedhofs
Mindestabstand von 20 Ellen vom äußersten Haus
Am Rande des Ghettos, wegen beengten Verhältnissen
- auf schlecht zugänglichem Land
- am Waldrand
- in sumpfigem Gebiet
- neben einem ehemaligen Galgenberg (Bsp. Öhringen, Crailsheim)
Erhielten zusammen einen Friedhof, aus finanziellen Gründen (Verbandsfriedhöfe)
Abwehr möglicher Störung
Auf dem Friedhof ist nicht erlaubt, wegen Störung der Totenruhe:
Anordnung der Gräber
Bedeutung für den Verstorbenen
Die Grabsteine - Inschriften und Formen
Ein Rabbiner kommentierte die Standsäule auf Rahels Grab (Genesis 35,19) mit den Worten: “Noch ehe das Gesetz den Grabsteinen vorgeschrieben, ist er von der Pietät erdacht worden zur Erinnerung an die Entrissenen und zum Schutz des Grabes.“
Somit ist die Erinnerung und der Schutz des Grabes die wichtigsten Bedeutungen der Grabsteine. Damit wird unwissentliches Betreten von Grabstellen ausgeschlossen. In der biblischen Zeit markierte man die Gräber mit weiß gestrichenen Steinen am Kopf- und Fußende. Im 2. Jahrhundert nach Christus wurden in Jerusalem Bestimmungen erlassen, die das Aufstellen eines Grabsteines forderten. Der wichtigste Bestandteil im europäischen Judentum war die hebräische Inschrift des Denkmals (Name, Personenstand, Todesdatum, Todesjahr).
Die frühesten Grabsteine aus dem 12. Jahrhundert weisen einfache archaische formen auf, wie z.B. rechteckige, oder geschweifte oder halbrunde Tafeln. Deren Halbkreisformen das Abbild des Himmels in dem Gott lebt darstellt.
Bis zum 19. Jahrhundert wurden Juden in der Regel mit dem Eigennamen und des Namen des Vaters benannt. Doch dann verbreitete sich der Brauch, den Herkunftsort oder den Wohnort zu nennen, z.B. Kocherthaler, Landauer, Wertheimer, usw. unterstützt wurde dieser Brauch vom Artikel 3 des Judengesetzes von 1828 im Königreich Baden Württemberg in dem es heißt, dass jede jüdische Familie für sich und deren Nachkommen einen feststehenden Namen brauchten. Von da an wurden die „Familiennamen“, meist auf der Rückseite, mit auf den Grabstein geschrieben.
Die hebräischen Inschriften älterer Grabsteine weisen in der Regel ein einheitliches Schema auf. Die Kopfzeile beginnt mit der Formel „p.n.“ (po nikbar = hier bestattet) oder „p.t.“ (po tamun = hier ist geborgen). Dann folgt ein Text mit Lob auf den Verstorbenen, sowie Name, Familienverhältnisse, Herkunftsort, Ehrentitel, Beruf und Strebedatum oder Begräbnisdatum (das Sterbedatum wird meist nach der jüdischen Zeitrechnung angegeben. Die jüdische Zeitrechnung beginnt 3760 vor der christlichen Zeitrechnung, so entspricht das jüdische Jahr 5700 dem Jahr 1940). Das Lob an den Verstorbenen orientiert sich an Zitate der Bibel aber auch an Eigenschaften, wie gottesfürchtiger Lebenswandel, Frömmigkeit, Wohltätigkeit, Ansehen, bei Frauen darüber hinaus an Fleiß, Sittsamkeit,, sowie ihr Wirken als Ehefrau und Mutter. Die Inschrift endet mit den Anfangbuchstaben der Segensformel: „t.n.z.b.h.“ (tanazba = thei nischmata – zrura bizror hachjim = seine Seele sei Aufgenommen in den Bund der Ewigkeiten, auch möge seine/ihre Seele eingebunden sein im Bündel des Lebens, auch mit dem Bund des Lebens).
So wie sich die Inschriften im Laufe der Zeit politischen aber auch gesellschaftlichen Entwicklungen anpassten, veränderten sich die Steine ab dem 19. Jahrhundert durch künstlerische Strömungen. Dies schloss die Ausschmückung der Steine mit Ornamenten und die Tendenz zu größeren, prächtigeren Grabmalen mit unterschiedlichsten Formen und Materialien mit ein.
Mit zunehmender Verbreitung des Klassizismus (wiederbelebte Stilrichtung betraf Kunst und Politik) griff man dessen charakteristische Zierformen auf, vermischte sie aber auch mit anderen Kunststilen. So entstanden beispielsweise palmettenförmige Akroterien (Giebelverzierungen) neben gotischem Maßwerk, mittelalterliche Treppengiebel neben maurischen Formen, sowie reicher Schmuck an Bändern, Blüten und Friesen. Das Inschriftenfeld wurde nun meist von 2 Säulen eingerahmt und von einem Dreiecksgiebel oder einer Muschel gekrönt.
Die Dekoration wie Akanthusblätter, Palmetten und Rosetten stammen aus der Formensprache der Renaissance aber auch der Einfluss der neugotischen Architektur spiegelt sich in zinnenbekrönten Grabsteinen wider.
Eine aus der Antike abgeleitete Grabsteinform ist der Grabaltar (rechteckige Steinblöcke mit Urnen geschmückt). Aber auch die auf christlichen Friedhöfen freistehenden Grabsäulen setzen sich im 19. Jahrhundert auf den Friedhöfen durch. Im abgebrochenen Zustand soll sie das zu früh beendete Leben versinnbildlichen. Die gleiche Bedeutung haben abgebrochene Baumstümpfe, die schon in der Bibel als Symbol für das abgebrochene Leben galten.
Generell wurden für die Grabsteine heimisches material verwendet, in unserer Region also Sand- oder Kalkstein, aber durch immer neue Kunstrichtungen wurden auch neue Steinarten wie beispielsweise schwarzer oder weißer Marmor, polierte Granitarten verwendet, darin wurden zarte Bänder, Blüten, Schmuckfriesen, der Davidstern und Jugendstilornamente eingeschliffen.
Jedoch mussten diese Steine von Christen hergestellt werden und da den Juden der Zutritt zu deren Zünfte verboten waren und die meisten der Handwerker mit den komplizierten, leicht verwechselbaren hebräischen Schriftzeichen überfordert waren entstanden oft Steine mit falschen Inschriften oder wegen Platzmangels krumme Inschriften.
Inschriften der Grabsteine
-geben Hinweise auf den Beerdigten
-Gleichheit aller Verstorbenen soll durch den Grabstein, der für jeden persönlich errichtet
wurde, deutlich werden
-Zeichen geben Auskunft über das Leben, Berufe, Ehrenämter, Name oder Abstammung und
besonderen Tugenden
-aber es gilt das grundsätzliche Verbot der Bibel Ô keine Abbildung menschlicher Figuren auf den Grabsteinen, auch kein Bild Gottes oder ein entsprechendes Symbol
1.) Segende Hände
-weisen auf den Nachkommen eines Priesters (hebr. Kohen) hin
-sind merkwürdig zwischen Mittelfinger und Ringfinder gespreizt, die Finger sind so
gehalten, dass sich die Daumen berühren
-war kein Beruf im Judentum
- auf großen Friedhöfen besitzen die Priester eigene Grabsteine- Nähe des Eingangs oder
entlang der Mauer
- an hohen Feiertagen spricht der Priester heute den Segen über die Gemeinde, die
Fingerhaltung dabei entspricht der Abbildung auf den Grabsteinen und damit den
aronitischen Segen
2.) Levitenkanne, Krug und Schlüssel
-zeigen an, dass hier ein Levit, ein Tempeldiener, bestattet ist
- der Levit gießt dem Priester das Wasser über die Hände, bevor er den Segen erteilt
3.) Schofar, ein Widderhorn
Ôist ein Blasinstrument aus dem Horn des Widders
-bedeutet, dass der Verstobene an hohen Feiertagen wie das Neujahrsfest oder an dem
Versöhnungstag in der Synagoge das Horn geblasen hat, um die Sünder zur Umkehr zu
- Schofarblasen ist ein Ehrenamt
4.) Davidstern, hebr. „Mogen David“ oder „Magen David“
-gilt heute als das jüdische Symbol schlechthin
- die ineinandergeschobenen Dreiecke sind Sinnbild der Verknüpfung der sichtbaren mit
der unsichtbaren Welt
- die sechs kleinen Dreiecke symbolisieren die sechs Wochentage, die sich um den heiligen
Schabbat gruppieren
5.) Beschneidungsmesser
-kennzeichnen den Verstorbenen als ein „Mohel“, der das Amt des Beschneiders bekleidete
- neben dem Messer findet man oft auch noch einen Teller, einen Weinbecher, über dem der
Segen gesprochen wird
- Knaben wurden am 8. Tag nach ihrer Geburt in einer kleinen Operation beschnitten
6.) Schächtmesser
-ist ein großes Messer auf den Grabsteinen, das für das Amt des Schächters steht
- seine Aufgabe ist: das Fleisch reiner Tiere durch rituelles Schlachten „koscher“
zumachen
7.) Torarollen, Toraschein und Gesetztafeln
-zeigen an, dass der Verstorbene besonders toratreu gelebt hat
- das offene Buch steht für die Weisheit
8.) Krone
-gilt als Zeichen des guten Namens, des guten Rufs des Verstorbenen
9.) Pflanzen
-repräsentieren z.B. in Form eines Kranzes die geschlossene Form der Ewigkeit
und der Auferstehung
- die Palme ist ein Baum des Lebens, dem weder Dürre noch Hitze und Sturm etwas
anhaben können
10.) Mohnkapsel
-ist ein Symbol aus der antike, das den Schlaf versinnbildlicht
- dieser gilt als Bruder des Todes Ô Zeichen für den „ewigen Schlaf“
11.) geknickte Rosen, abgebrochene Säulen oder einen Baumstumpf
-findet man in der Regel auf Frauengräbern
- andere geknickte Blumen schmücken die Grabsteine von Kindern und Jugendliche, sie
deuten ebenfalls auf einen frühen Tod hin
12.) Tiere
-repräsentieren in der Regel den Namen des Verstorbenen
-sind allerdings sehr selten
13.) Menorah, der siebenarmige Leuchter aus dem Tempel; das wichtigste Zeichen des Judentums- die Schabbat und die Öllampe
-stehen für das ewige Licht
-sind aber in der Region eher selten zu finden
14.) Restliche Symbole
-Sinnbilder für Berufe, wie Schere oder Askualapstab fehlen in der Region ganz
-Helme und Fahnen sind abgebildet für jüdische Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkriegs
Ornamente: Kanne und Blumensymbol
Die Beerdingung
Eine religiöse Pflicht ist die Toten würdig zu behandeln, dies war in erster
Linie Sache der nächsten Angehörigen. Ein (Chrewa Kaddischa)
Beerdigungsbruder – oder Schwester kümmerte sich um die Armen und Alleinstehenden. Sie
mussten die Verstorbenen für den letzten Gang vorbereiten und sich für die
Erhaltung und Pflege der Friedhöfe (auch Grabsteine) kümmern. Früher mussten sie
sich auch noch die Beerdigungsregister führen, bis es dann von den Standesämtern
übernommen wurde.
Die Gemeinde hatte einen Fasttag eingelegt, an dem der Rabbiner eine Rede
hielt und die anderen Gebete sprachen. An diesem Tag wurde auch bestimmt wer
die Leiche begleiten sollte, in welcher Reihenfolge man beim Grabmachen hilft
und wer ausgeschlossen wird (Leute über 70 u. die nächsten Verwandten). Die
letzten Stunden eines Sterbenden sind in der jüdischen Religion von großer
Bedeutung, er soll sich nicht vor dem Tod fürchten, deswegen müssen die
Verwandten aus dem Zimmer, damit er sie nicht weinen hört. Kurz nach dem Eintritt des
Todes wird ein paar religiöse Sätze gesagt, in der Hoffnung, das der
Sterbende in den Himmel kommt. Als Todeszeitpunkt gilt das Ende der Herz – bzw.
Lungentätigkeit. Dann wird ein Segen ausgesprochen.
Die Anwesenden reißen sich zum Zeichen der Trauer die Kleidung ein. Der Tote
wurde ¼ Std. liegen gelassen, danach gewaschen und mit einem Leintuch
bedeckt. Das Wasser zum reinigen war in einer Schüssel und nach dem Waschen wurde
diese zerschlagen. Die Scherben wurden dann auf Augen, Mund und Ohren gelegt,
damit kein Schmutz hingekommen ist. Diese ritualle Waschung fand wenn möglich
auf dem Friedhof in einem „Haus der Reinigung“ statt. Dem Toten wurde dann
sein Sterbekleid angezogen, das hat man zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte
und der Talit (Gebetsschal) umgelegt. Sie betteten die Leiche auf Stroh, wenn
möglich im Zimmer, das Gesicht dem Osten zugewandt und die Füße zur Tür. Die
Spiegel im Haus wurden umgedreht und ein (Seelen-) Licht aufgestellt. Für
Besucher hatte man ein Hafen mit Wasser und ein Handtuch zu waschen da. Der Sarg
war schlicht, aus ungehobelten Brettern. Jedes Mitglied der Gemeinde schlug
ein Holznagel in den Deckel um den Sarg zu schließen. Es war üblich die Toten
außerhalb Israels zu begraben und unter den Kopf wurde ein Säckchen mit Erde
aus dem Heiligen Land in den Sarg gelegt, im Sarg verteilt oder auf dem Grab
verstreut (in Crailsheim). Der Sand wird von Israel in die ganze Welt zu den
Juden geschickt. Die Beerdigung erfolgt normalerweise so bald wie möglich,
manchmal geschah das sogar noch am Sterbetag, sonst würde eine Verletzung der
Würde entstehen.. An Schabbat oder an Feiertagen wurde das um einen Tag
verschoben. Es gab Probleme wenn die B. auf einen Sonntag oder einen christlichen
Feiertag fiel. An den Beerdigungen beteiligten sich Angehörige aller
Konfessionen, so wie auch Juden and den christlichen B. teilnahmen. Der Sarg wurde
mit einem Leichenwagen gefahren, weil der Friedhof meistens weit weg war und
die Gemeinde folgte zu Fuß. Der Sarg kam in die Erde, während die anderen
beteten. Dann hielt der Rabbiner eine Ansprache. Das Totengebet (Kaddisch) ist ein
aramäisches Gebet und für den hinterbliebenen Sohn die größte Ehre es zu
sprechen, er sagt damit, das er den Tod akzeptiert und die Gemeinde schließt
sich seinem Bekenntnis an. Die Angehörigen und Freunde der Familie lassen
nacheinander 3 Schaufeln Erde auf den Sarg fallen und sagen dabei „Erde zu Erde.“
Dann gehen sie einen anderen Weg hinaus als den, der zusammen mit dem
Verstorbenen begangen wurde (Friedhöfe haben deshalb meistens 2 Eingänge). An vielen
Orten war es Brauch, ein Büschel Gras auszureißen und sich über die Schulter
zu werfen, um sich an die Vergänglichkeit des Seins zu erinnern. Mit einer
symbolischen Händewaschung und einem letzten Gruß verlässt die Gemeinde den
Toten, um ins Leben zurückzukehren. Für die nächsten Angehörigen beginnt nun die
7-tägige Trauerzeit (Schiwa). Die Bräuche sind in jedem Ort verschieden, sie
sitzen auf einfachen Hockern oder auf dem Fußboden und dürfen das Haus 7
Tage nicht verlassen. Die Mitglieder der Gemeinde versuchen die schweren Stunden
zu erleichtern, besuchen sie, oft werden sie mit Essen versorgt und es wird
sogar im Trauerhaus zusammen gebetet und Gottesdienste abgehalten. Nach dem
Morgengebet am 7. Tag nehmen die Trauernden am Alltag wieder teil. Die
Trauerzeit ist aber noch nicht zu Ende, den sie dauert 1 Jahr. Während dieser Zeit
brennt ein ewiges Licht im Haus, der Friedhof wird während dieser Zeit nicht
besucht und der inzwischen gefertigte Grabstein wird zum Jahrestag aufgestellt
und eine kleine Feier veranstaltet. In jedem Jahr am Todestag eines
Elternteils brennen die Kinder ein Jahreslicht (oder Jahrzeitkerze) an, fasten und
gingen zum Friedhof. Auf dem Friedhof legten sie eine Handvoll frisches Gras
und Steine auf das Grab. Dadurch zeigten die Trauernden, dass sie eine gute Tat
getan hatten und sie sind so etwas wie Besuchersteine. Das kommt vielleicht
noch von früher, wo Gräber noch als Steinhügel ausgeführt waren und jeder
Stein eines Besuchers dazu diente, das Grab zu erhalten und es gegen Tiere zu
schützen (bei Wüstenbestattungen).Blumenschmuck bei der Beerdigung und eine
Bepflanzung des Grabes sind nicht üblich. Denn im jüdischen Gesetz steht drin,
dass alles was dem Tod gehört, nicht dem Genuss des Lebenden dienen soll.
Die Beerdigungen laufen heute in den jüdischen Gemeinden unterschiedlich ab,
weil es darauf ankommt ob sie liberal oder traditionell ausgerichtet sind.
Die Faszination die heute von jüdischen Friedhöfen ausgeht, liegt zum Teil an
der Ausstrahlung der geheimnisvollen Schönheit. Geheimnisvoll, weil man die
Zeichen auf den Steinen nicht versteht, weil die Orte verlassen wirken und die Gräber überwachsen sind.
Der Verbandsfriedhof in Schopfloch, Mittelfranken
Der erste Jude, der in Schopfloch urkundlich erwähnt wird, ist der Copp Jud im Jahr 1598. die meisten ländlichen Gemeinden im Württembergischen Franken hatten in den Jahren von 1785 bis 1835 einen enormen Anstieg an jüdischer Bevölkerung. Im Jahre 1835 war der Höchststand: jeder 4. Einwohner in Schopfloch war jüdischen Glaubens. Daher kam der Name „Juden-Schopfloch“.
In Schopfloch entstand zu dieser Zeit eine neue Umgangssprache, das „Lachoudische“(heißt: Heilige Zunge), denn wegen den regen nachbarschaftlichen Kontakten musste eine Verständigungsmöglichkeit entstehen. Denn Juden, Katholiken und Protestanten sprachen jeweils ihre eigene Sprache.
Nach der Machtübernahme 1933 von Hitler, waren in Schopfloch nur noch 3% der Bevölkerung Juden. Im Oktober 1939 galt der Ort als „judenfrei“.
Der 1612 eröffnete Verbandsfriedhof liegt am nördlichen Hang des Ortsrandes und von den ca. 1600 Grabsteinen sind noch 1356 erhalten. Viele der älteren Grabsteine sind im nassen, teils sumpfigen Boden versunken. Die repräsentativsten Grabsteine des 19. und 20. Jahrhundert stehen im Bereich des Haupteingangs auf sehr engem Raum. Hier finden sich besondere formen, wie beispielsweise Bücher, Baumstümpfe und eine in weißen Marmor gehauene Palme. Dazu gibt es in der Nähe Soldatengräber aus dem Ersten Weltkrieg. Die letzte Beerdigung auf diesem Friedhof war im Jahr 1937. 1938 wurde in der Reichskristallnacht die Synagoge in Schopfloch in Brand gesteckt, das Feuer konnte jedoch rechtzeitig gelöscht werden. Aber wenige Wochen später brannte das Taharahaus im Judenfriedhof nieder, von diesem Haus ist heute nichts mehr zu sehen.
Viele Gemeinden aus dem heutigen bayrischen und württembergischen Franken nutzen diese Beerdigungsstätte, so z.B. Schwäbisch Hall, Braunsbach, Hengstfeld, Steinbach, Dünsbach, Gerabronn, Michelbach an der Lücke, Wiesenbach, Crailsheim, Goldbach und Unterdeufstetten. Jedoch wurden in machen dieser Gemeinden eigen Judenfriedhöfe errichtet, da der Weg im Winter meist zu lang war und somit die Beerdigungen erst stattfanden, als mehrere Juden aus einem Ort nach Schopfloch gebracht werden mussten.
Der jüdische Zentralfriedhof in Schopfloch soll nach nicht nachweisbarer Auffassung schon seit dem 13. Jahrhundert bestehen. Die schon zum Teil ganz im Boden versunkenen Grabsteine lassen darauf schließen, dass etliche Gräber schon vor dem 16. Jahrhundert dort waren. Jedoch der älteste Grabstein dessen Inschrift noch entzifferbar ist stammt aus dem Jahr 1612.
Die Beerdigungen auf dem jüdische Friedhof in Schopfloch waren nicht kostenlos, dazu hin kamen die Steuern, die jeder jüdische Haushalt zu entrichten hatte und die Wegzölle, die bei durchqueren eines Herrschaftsgebiets von Nöten waren. Ein Jude zu sein war in jener Zeit eine kostspielige Angelegenheit.
Crailsheimer Judenfriedhof
Entstehung
à 1783 Bau der Synagoge in Crailsheim
Ø Erste Bestattung: Lämlein Hirsch (5. November 1841)
Ø Letzte Bestattung: Moritz Eichberg (gestorben 2.Juni 1968)
Festlegung der Gräber
à Reihe 1&2 : Kindergräber
à Reihe 3 – 7 : Erwachsenengräber
Auffällige Gräber
Die jüngeren Grabsteine des 19. und beginnenden20. Jahrhunderts repräsentieren den ganzen Reichtum an Formen und Symbolen.
Besonders auffällig ist das Familiengrabmal von:
à wurden alle 1904 in weißem Marmor mit reichem Dekor, einer Urne und den sog. Segnenden Händen verziert errichtet
à es ist nicht belegt, da Paul Levi rechtzeitig in die USA emigrieren konnte
Die älteren Grabsteine sind sehr schlicht gehalten. Sie weisen vorwiegend halbrunde Abschlüsse im maurischen Stil auf.
Fehlen von Grabsteinen
à Besonders auffällig in Reihe 1&2 : Durch Verwitterung zerfallen (Bruchstücke wurden entfernt)
à Starke Spuren der Verwitterung im nordwestlichen Grabfeld, aber auch der vorsätzlichen Zerstörung
Judenfriedhof in Crailsheim
Friedhof in Michelbach an der Lücke (Gemeinde Wallhausen)
Die jüdische Gemeinde wurde 1556 gegründet, wahrscheinlich von Flüchtlingen
aus der Reichsstadt Rothenburg die 1519/20 alle jüdischen Einwohner
vertrieben hatte. Die Ortsherren von damals gaben den Juden Land zur Ansiedlung, dabei
entstand die Judengasse. 1660 gab es 7 Juden. 1685 gab es 11 Familien in
Michelbach, diese lebten in schlechten Verhältnissen, aber dann verbesserte sich
ihre wirtschaftliche Lage. 1732 gab es immerhin 13 Häuser mit Juden, die
Zahlen erhöhten sich nur langsam. 1796 gab es 26 Familien. 1869 zählte man 216
Juden (692 Mitglieder in der christlichen Gemeinde). Wegen der Landflucht und
einer starken Auswanderungswelle Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der
jüdischen Bewohner ab. 1905 gab es 111 Juden (655 Einwohner) und nach dem 1.
Weltkrieg gab es noch 70 Juden. 1933 waren es nur noch 6 % der Einwohner mit
35 Juden.
In der Reichsnacht wurde die Synagoge (1757 gebaut) nicht zerstört, das
zeigt, dass sich Juden und Christen selbst zu dieser Zeit gut verstanden. 1939
wurde die israelitische Gemeinde aufgelöst und ihr Vermögen eingezogen. 1941/42
kam es zur Deportation der letzten 20 Juden in den Osten in das
Konzentrationslager Junghof bei Riga und nach Theresienstadt. Nur 2 überlebten den
Holocaust. Der Viehhändler Moritz Eichberg kam nach dem Kriegsende wieder zurück
nach Michelbach, zog aber 1951 nach Crailsheim, wo er mit 72 Jahren am 2. Juni.
1968 starb und als letzter Jude auf dem dortigen Friedhof beerdigt wurde.
Jahrzehntelang mussten sowohl die jüdische und die benachbarten Gemeinden
ihre Toten auf dem Verbandsfriedhof in Schopfloch beisetzen. Aber zu Beginn des
19. Jahrhunderts beschlossen Michelbach, Hengstfeld, Wiesenbach und
Gerabronn in der größten Gemeinde einen gemeinsamen Friedhof anzulegen.
Der Michelbacher „Barnas“ (Vorsteher) Mejer Salmon bekam am 4. November 1815
vom Jacob Krasser 1 Morgen Land für 250 Gulden. Die Erlaubnis zur Anlage des
Friedhofes konnte anscheinend nicht erlangt werden. Erst 1840 kam es nach
einer Genehmigung zur Errichtung eines eigenen Begräbnisplatzes. Der 23 Ar
große Friedhof im Gewann „Judenwasen“ ist auf einem unfruchtbaren Stück Ödland
und liegt 1 Km nordwestlich von der Ortsmitte Michelbachs entfernt. Nach kurzer
Zeit war er zu klein, deshalb kaufte der israelitische Gemeindevorstand 1851
ein weiteres Grundstück im „Judenwasen“.
Mit dem Tod von Salomon Landauer, der kurz vor Ausbruch des 2. WK am 6. Juni
1939 im Alter von 78 Jahren starb, endete nicht nur das seit 5 Generationen
hier ansässige Geschlecht der Landauer, der war auch der letzte in Michelbach
an der Lücke beerdigte Jude.
Judenfriedhof in Michelbach an der Lücke
-erste urkundliche Erwähnung stammt von 1253, als die Herren von Hohlenlohe das Schutzrecht über sie erhielten
-mehrmalige Vernichtung der Judengemeinde durch
1.) Rindfleisch- Erhebung 1298
2.) Verlauf der Judenverfolgung ab 1348 /49
-erst ab 1860 zogen wieder jüd. Familien zu
- zuerst wurden sie in Affaltrach und Berlichingen bestattet
- 1911 wurde westl. der Stadt der Friedhof errichtet
- am Eingang errichtete man eine Leichenhalle, das Taharahaus
- 1939 fand die letzte Beerdigung statt
- nach 1943 wurde der Öhringer Friedhof abgeräumt
Verschwundene Grabsteine:
-Steinmetzen waren aufgefordert, an der Versteigerung von Grabsteinen teilzunehmen
-Grabsteine waren Mangelware geworden, weil in den Steinbrüchen alles weitegehend ruhte
Gedanke: Man nehme den Juden auch noch die Grabsteine weg, schleife die Inschriften
ab und setze die Steine mit neuer Schrift auf christl. Gräber
- weil die Juden, die überlebten wieder nach Öhringen zurückkehrten und die Gräber
ohne Grabsteine auffanden, ergaben ihre Nachforschungen, was passiert war
- die meisten Grabsteine waren bei den Steinmetzen noch unversehrt gefunden worden
- die Originalgrabsteine mussten auf den jüd. Friedhof zurückgebracht und die fehlenden durch neue Steine ersetzt werden
- etliche waren bereits abgeschliffen worden und auf christl. Gräber gestellt worden
von Christina Laukenmann, Michaela Kurz, Diana Niscu & Viktoria Brenner WG 11/2
03/ 04
Quellen: - Haus des Lebens von Eva Maria Kraiss und Marion Reuter
- Juden und Christen in der dörflichen Gemeinschaft von Otto Ströbel
- Informationen über jüdische Friedhöfe von Pfarrer Ritter, Hengstfeld