DAS LEBEN DER JUDEN IN CRAILSHEIM WÄHREND DES NATIONALSOZIALISMUS

 

Bis zum Ausbruch des 2.Weltkrieges (1939) waren die Lebensbedingungen der Juden in Deutschland immer unerträglicher geworden.

Die Flucht ins Ausland wurde immer schwieriger, da nur wenige Länder bereit und in der Lage waren, Juden aus Deutschland in größerer Zahl aufzunehmen.

Nach dem Kriegsausbruch begannen die Nationalsozialisten damit, ihren furchtbaren Plan zu verwirklichen: Vernichtung der Juden.

In allen Ländern Europas, die von deutschen Truppen besetzt waren, wurden die Juden zusammengetrieben und, in Güterwagen unter qualvollen Bedingungen zusammengepfercht -, in die Vernichtungslager im Osten Europas transportiert.

Die unvorstellbar grausame, planmäßige vorbereitete Ermordung von Millionen jüdischer Menschen nannten die Nazis „Endlösung der Judenfrage“.

Bereits in den 20er Jahren war es da große Ziel Hitlers und der NSDAP die Juden los zu werden, also zu „entfernen“.

Gründe für die NSDAP-ler dafür waren:

           

            - Es gibt verschiedene Menschengruppen (Rassen)

            - Es gibt eine minderwertige Rasse, gleichsam eine Gegenrasse die JUDEN

            - Die anderen weniger wertvollen Rassen sind dazu da, zu dienen und geringerwertige

             Arbeit zu leisten; ihre Pflicht ist es zu gehorchen

            - Die Gegenrasse, die jüdische, minderwertige Rasse ist auszumerzen

            - nicht arischer Abstammung

            - Juden sind schuld, dass der 1. Weltkrieg verloren wurde, da sie angeblich

              nicht für Deutschland kämpften

 

Auch Crailsheim war davon direkt betroffen, darauf möchten wir jetzt näher eingehen.

Am 21.März 1933, gerade mal acht Wochen nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft wurden die Crailsheimer Juden und einige Anhänger der SPD und KPD verhaftet. Dies lief unter dem Begriff „Judenauspeitschung“. Sie wurden von der SA durch die Straßen Crailsheims bis zum Schloss getrieben wo sie dann auf brutalste Art und Weise sehr schwer misshandelt wurden.

 

Ein Spalier war im Oberamt auf dem Gang, durch das wurden die Juden gebracht. Im Wartezimmer mussten die Juden an der Wand stehen, die Deutschen durften am Tisch sitzen und rauchen…Ich bekam den Auftrag, Wache zu stehen und darauf zu achten, dass die  Juden nicht von der Wand schauen durften. Einzeln wurden die Leute von dort auf ein anderes Zimmer geholt, dort bekamen sie Hiebe. …Wir haben gehört, dass die Juden im Zimmer gestöhnt haben.“

 

Was unter „Hieben“ zu verstehen war, wird durch die Aussage des Amtsarztes Dr. Magenau deutlich:

„Geschlagen wurde damals mit der Hedagerte. Dieses war ein Stahlband von ¾ cm Dicke, mit Leder umflochten, die sich überall dem Körper anschmiegt. Nach dem 5. Schlag wurden die Geschlagenen meist bewusstlos vor Schmerz. Daher wurde den Leuten dann Wasser übergossen, dass sie wieder zu Bewusstsein kamen, dann wurde von neuem auf sie eingeschlagen. … Wer geschlagen war, der hatte Herzprobleme und war lange krank.“

 

Welche jüdischen Männer im einzelnen Opfer der Gewalttat im Crailsheimer Schloss wurden, ist nicht vollständig bekannt. Man weiß, dass Josef Böhm und Siegfried Stein dort sehr schwer misshandelt wurden.

Ein Teil der Misshandelten Männer wurden noch am selben Abend nach Heilbronn ins Gerichtsgefängnis überführt. Später kamen sie dann ins KZ Heuberg.

Bereits eine Woche später, am 1.April 1933, begannen die Nazis damit die Freiheit und die Rechte der jüdischen Mitbürger einzuschränken.

Eine erste Planmäßige vorbereitete Terroraktion der SA und der SS war der Boykott jüdischer Geschäfte. Dies taten sie indem sie sich vor den Geschäften mit Plakate aufstellten. Auf diesen Plakaten stand z.B. „Wer bei Juden kauft ist ein Volksverräter“, „Jüdisches Geschäft! Wer hier kauft wird fotografiert“.

In dieser Zeit verließen die ersten Juden Crailsheim. Hermine Goldstein zog z.B. wieder in die Schweiz und auch Karl Kaufmann ging zurück in die Tschechoslowakei.

Wenige Tage später, am 7.April 1933, wurde das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufbeamtentums eingeführt, was für die jüdischen Beamten bedeutete, dass sie aus dem Staatsdienst entlassen wurden. Speziell in Crailsheim wurde z.B. Mina Stern, die bis dahin bei der Oberamtssparkasse beschäftigt war entlassen. Auch David Stern verlor deshalb seinen Beruf.

Darauf folgte das Gesetz vom 25.April 1933, das den Juden den Zugang zu Schulen und Hochschulen einschränkte.

Einschneidende Wirkung für die rechtliche Stellung der Juden hatten die Nürnberger Gesetze von 15.September 1935.

 Das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ verbot Eheschließungen, sowohl außereheliche sexuelle Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden. Die Nürnberger Gesetze waren die Grundlage, für die Endrechtung der Juden. Auch in Crailsheim machten sich die Nürnberger Gesetze bemerkbar. Der Gemeinderat beschloss am 19. September, dass jüdische Viehhändler auf den Märkten unerwünscht waren und kein Recht mehr hatten am Marktleben teilzunehmen. Am 1937 wurden an den Eingängen der Märkte Schilder aufgestellt, auf denen Juden der Zutritt untersagt wurde. Ebenfalls wurde den Crailsheimer Juden verboten das Bad der Stadt zu nutzen.

Was aber noch viel schlimmer für die jüdische Bevölkerung war, war die soziale Ausgrenzung, die sich auch sehr deutlich in Crailsheim bemerkbar machte (z.B. Turnverein). Von Bekannten und Nachbarn wurden die Juden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr beachtet, man behandelte sie wie Aussätzige

Hans Landenauer:“ Die Nachbarn redeten nicht mehr mit ihnen, drehten den Kopf weg oder sahen ihnen in                         die Augen ohne etwas zu sagen.“                                                                                                                                                                                                                                   

 

Besonders die jüdischen Kinder, bekamen in den Schulen die Ausgrenzungen deutlich zu spüren. Sie durften nicht zum Appell und durften nicht am Geschichteunterricht teilnehmen. Zudem mussten sie miterleben wie ihre Klassenkameraden und ehemalige Freunde in die „Hitlerjugend“ und „Bund der deutschen Mädel“ durch die Straßen zogen und antijüdische Lieder sangen. (Bsp.: „Wenn’s Judenblut von Messer spritzt…“)

 

„Als kleine Kinder haben uns die christlichen Kinder an den Haaren gezogen, haben uns Judenstinker genannt und alle fürchterlichen Namen. … Ein Lehrer …hat mich sehr gequält, hat mich geschlagen… Ich war eine gute Schülerin, dieser Lehrer hat mich auf die hinterste Bank mit einem tuberkulosen Kind gesetzt, das Blut gespuckt hat. Ich hab fürchterlich Angst gehabt als Kind. Aber er hat gesagt, die Judenstinker, die gehören auf die letzte Bank.“

 

Die Ausgrenzung ging sogar soweit, dass selbst das Grüßen von Juden auf der Straße untersagt wurde.

 

„Da hat man nicht mehr grüßen dürfen. Und da hat dann die Frau Levi von der Schulstraße gesagt, gell,

 sie dürfen mich nicht mehr grüßen, sie bekommen sonst Schwierigkeiten.“

   

Die Juden galten ab diesem Zeitpunkt nur noch als Betrüger, Rassenschänder und Staatsfeinde.

Die Crailsheimer, Berthold und Siegfried Stein, wurden z.B. wegen Blankettfälschung und Betrug zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. Aber auch die Nichtjuden in Crailsheim die weiterhin bei Juden einkauften oder in Kontakt mit Juden waren, wurden zur Verantwortung gezogen. Einem Crailsheimer Bauunternehmer wurde sogar mit der Schließung seines Betriebs gedroht, da er bei einem Juden Eisenwaren einkaufte.

Ende April 1938 ging es in Sachen antijüdische Maßnahmen in die „heisse Phase“. Die Juden mussten ihr Vermögen deklarieren, im Mai wurden sie von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen, im Juli wurde eine besondere Kennkarte für Juden eingeführt und im August wurde beschossen, dass jeder Jude ab dem 1.Januar 1939 den Zwangsnamen „Israel“ und „Sara“ zu tragen hat. Nachdem die Pässe eingezogen worden waren und ihre Neuausgabe erschwert wurde, kam in jeden Pass ein rotes „J“.

 

 

Mitte November durften jüdische Kinder an deutschen Schulen nicht mehr am Unterricht teilnehmen. Außerdem wurden die Wohnungen registriert und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt und am 3 Dez. dann schließlich ihre Führerscheine eingezogen.

Im Juni 1938 wurden alle vorbestraften Juden ab einer Gefängnisstrafe von einem Monat verhaftet und in ein KZ eingewiesen. In Crailsheim war neben Berthold und Siegfried Stein auch Salomon Adler betroffen. Siegfried Stein, der nach seiner sechsmonatigen Haftstrafe im KZ Sachsenhausen entlassen wurde hatte überlebt. Sein Vater Berthold Stein und Salomon Adler allerdings fielen den brutalen Lagerbedingungen in Dachau zum Opfer. Berthold Stein starb am 28.Juni 1938 im KZ Dachau an den Folgen schwerer Misshandlungen. Salomon Adler dagegen verbrachte zweieinhalb Jahre in Dachau und Buchenwald, bevor er dann 1941 in Dachau starb. Ebenfalls ein Jude aus Crailsheim war Josef Böhm. Böhm wurde am 21.März 1933 im Crailsheimer Schloss schwer misshandelt, ein Erlebnis, dass er offensichtlich psychisch nicht verkraften konnte, denn am 2.Januar 1937 wurde er tot aufgefunden. Nach den Ermittlungen handelt er sich wahrscheinlich um Selbstmord. Er hinterließ eine Frau und zwei Töchter im Alter von neun und zwölf Jahren.

Am 7.November 1938 verübte Herr Herschel Grünspan ein Attentat auf einen Beamten der deutschen Botschaft, dieser starb an den Folgen. Er führte den Anschlag aus, weil seine Familie auf eine brutale Art und Weise nach Polen abgeschoben wurde. Die NS-Führung nahm diesen Anschlag zu Anlass, in der Nacht vom 9. auf den 10.November die Reichskristallnacht gegen die Juden zu inszenieren.

In dieser Nacht wurden jüdische Synagogen und Gebetshäuser geschändet und sogar angezündet. Zudem wurden jüdische Geschäfte und Privatwohnungen ausgeplündert und zerstört. Die Menschen jüdischer Abstammung wurden über alle Massen gedemütigt und misshandelt. Außerdem wurden über 30.000 Männer in die Konzentrationslager verschleppt. In dieser Nacht gab es hunderte von Todesopfer.

Über die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in Crailsheim existieren nur wenige Informationen.

Man weiß, dass die Synagoge in der Küfergasse geschändet wurde, doch wegen zu dichter Bebauung des Areals wurde sie nicht angezündet. Außerdem weiß man auch, dass selbst in Crailsheim jüdische Wohnungen schwer attackiert wurden. Die ortsanwesenden jüdischen Männer wurden verhaftet und die meisten in das KZ Dachau verschleppt.

 

 

 

Unter ihnen waren auch Nathan Landauer und Julius Steiner. Währen Landauer nach sechs Wochen wieder entlassen wurde, fand Julius Steiner am 12.Dezember 1938 schließlich in Dachau den Tod.

Sowohl was die zentrale organisierte reichsweiter Durchführung in Form brutaler physischer Gewalt angeht, bildet die „Reichskristallnacht“ den Scheitelpunkt zur „Endlösung“, zum millionenfachen Mord an den Juden aus ganz Europa.

Für die Juden bedeutete die Nacht vom 9./10. November einen Schock. Wer konnte, verließ in den nächsten Wochen die Heimat und wanderte ins Ausland aus.

Die Reichskristallnacht markierte aber vor allem auch den Beginn der weitgehenden Ausplünderung der Juden und ihrer definitiven Ausschalten aus dem Wirtschaftsleben.

Die Juden mussten für die von den Nationalsozialisten angerichteten Schäden haften und zudem wurden ihnen zusätzlich die Zahlung einer „Sühneleistung“ in Höhe von 1.Milliarde Reichsmark auferlegt. Die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12.November 1938 bedeutete das absolute Ende für die noch verbliebenen Existenzen.

Ab dem 1.Januar 1939 waren jüdische wirtschaftliche Unternehmungen jeglicher Art untersagt. Deshalb mussten dann schließlich auch in Crailsheim im Dezember 1938 die verbliebenen zwölf (1933 waren es noch 43) jüdische Gewerbebetriebe schließen.

Doch warum ließen ich die Juden das wohl einfach so gefallen?

Die Antwort ist einfach. Die Bedingungen zur Emigration wurde nach 1933 immer schwerer. Außerdem fühlten sich die Juden als Deutsche, emotional stark an ihre Heimat und die deutsche Kultur gebunden. Trotz der unkontrollierten Gewaltaktionen sahen die Bürger und Bürgerinnen Crailsheims keine Notwendigkeit ihre Heimat zu verlassen, sie hofften, dass sich die Situation bald beruhigen würde. Seit dem 23 Oktober 1941 galt dann schließlich ein generelles Auswanderungsverbot für Juden aus Deutschland.

Am 9.November 1939 wurde eine weitere Maßnahme gegen Juden getroffen, die jüdischen Männer wurden festgenommen. Der Grund hierfür blieb jedoch unklar. Bereits am 7.März 1941 wurden die jüdischen Männer zur Zwangsarbeit verpflichtet. Viele Crailsheimer mussten Straßenkehren und arbeiten der Stadt erledigen.

Ab dem 15.September 1941 musste jeder Jude ab dem sechsten Lebensjahr einen gelben Stern an seiner Kleidung anbringen. Der Davidsstern kennzeichnet somit alle Juden.

Am 18.November 1941 benachrichtigten die Staatspolizei die Landräte in Württemberg. In einem Schreiben wurde die „Evakuierung“ von 1000 württembergischen Juden bekannt gegeben. 28 jüdische Frauen und Männer aus Crailsheim und Michelbach wurden am 28. November 1941 in das Sammellager Killesberg nach Stuttgart deportiert.

Das Bild zeigt die Lebensbedingungen der Juden im Sammellager Killesberg.

 

Bild: Sammellager Killesberg in Stuttgart 

Die Juden hielten sich hier auf und wurden am 1.Dezember mit einem Deportationszug nach Riga transportiert. In diesem Zug befand sich Max und Selma Esslinger und deren Tochter Alice, Dina Friedmann und ihre Tochter Tonie Betty, Mina Friedmann, Louis, Luise und Beate Mezger, Max und Sofie Rosenfeld, Mathilde Stein und Sara Goldstein.

 

Am 4.Dezember kam der Zug nach mehrtägiger Fahrt auf dem Bahnhof Skirotawa in Riga an. Dort angekommen wurden sie von SS-Leuten empfangen, ihr Gepäck wurde beschlagnahmt und sie wurden geschlagen. Eine große Anzahl der Verschleppten kamen in das 2-3 Kilometer entfernte Lager, den Jungfernhof. In diesem alten Bauernhof wurden die Juden auf die Scheune und Ställe verteilt. Die Lebensbedingungen während dieser Zeit, waren für die Juden schlimm. Sie lagen eigentlich unter freiem Himmel, da das Dach kaputt war und somit Schnee und Regen in die Ställe hineinkommen konnte. Die Temperaturen lagen bei minus 30-40 Grad, aus diesem Grund erfroren viele der Gefangenen. Andere mussten tagtäglich die Leichen der Verstorbenen wegbringen und sie zu einem Sammelplatz neben der Scheune bringen. Kranke oder schwache Juden wurden von der SS erschossen.

Die Menschen, die den harten Winter in Riga überlebt hatten, wurden Ende März 1942 mit Lastwagen nach Birkeneiki (Birkenwäldchen) transportiert und dort erschossen. Es waren mindestens 1500.

 Nach dem Riga Transport lebten nur noch 16 jüdische Menschen in Crailsheim.

Am 26.April 1942 wurden Hermann und Amalie Hilb, Moses und Rosa Rosenthal und Zerline Strauß mit dem zweiten Deportationszug aus Südwestdeutschland ins Ghetto nach Izbica verschleppt. Die Fünf Crailsheimer Juden kamen qualvoll in den Gaskammern von Belzec und Sobibor um.

 Vier Monate nach dem zweiten Deportationszug wurden auch die letzten sechs Juden aus Crailsheim deportiert. Darunter waren Zilli Elkan, Lazarus(L.H.) Goldstein, Paula Goldstein, Emma Hallheimer, Jenny Levi und Jakob Oppenheim. Sie kamen zuerst am 20.August 1942 nach Stuttgart ins Sammellager. Von dort aus wurden sie zwei Tage später nach Theresienstadt gebracht.

 

 

 

In Theresienstadt wurden sie auf Dachböden verteilt, die ohne Betten waren, was hieß, dass sie sich auf den Steinen niederlassen mussten. Zur Ruhe kam dort niemand und die Nacht wurde zum Tag, da auf dem provisorischen Klosetts aus Marmeladeneimern Grossbetrieb herrschte, da viele der Menschen durch die schlechte Versorgung schon nach wenigern Tagen Durchfall bekamen. Oberschenkelhalsbrüche standen an den Tagesordnungen, da viele der älteren Menschen über die Balken der schlecht beleuchteten Dachböden stolperten. Außerdem starben täglich viele Menschen auf den Dachböden, viele stürzten sich von den Balustraden und aus den oberen Bodenfenstern. die Menschen die die Krankheiten, den Hunger, die Trostlosigkeit und die Misshandlungern zunächst überlebt hatten, wurden bis Anfang 1945 in die nationalsozialistischen Vernichtungslager in Polen und der Sowjetunion gebracht. 

Der Crailsheimer David Stein wurde bereits fünf Wochen nach seiner Ankunft in Theresienstadt nach Maly Trostenez, einem KZ in Belorussland gebracht. Dort musste er sich vor einem 50 Meter langen und drei Meter tiefen Graben aufstellen und dann wurde er erschossen.

Im Laufe des Jahres 1944 wurden Paula Goldstein, Hedwig Hallheimer und wahrscheinlich auch Jakob Oppenheimer nach Auschwitz gebracht. Sie kamen dann im KZ Birkenau um.

Ebenso erging es Fritz Levi, Lina Mezger und Adolf und Selma Stein. 

 

Insgesamt verloren 46 jüdische Menschen, die währen des „Dritten Reiches“ in Crailsheim wohnhaft waren, in Folge der rassistischen begründeten Verfolgung durch die Nationalsozialisten ihr Leben.

45 davon wurden verschleppt und in KZs ermordet, einer beging, wie vorhin schon kurz erwähnt, mit großer Wahrscheinlichkeit Selbstmord.

An den ganzen Durchführungen der Deportationen waren in allen Städten Deutschlands, so auch in Crailsheim, das Landratsamt, die Stadtverwaltung, das Arbeitsamt und auch das Finanzamt aktiv beteiligt.

Am Tag, an dem der Deportationszug mit Crailsheimer Juden in Theresienstadt ankam, erschien in der Lokalzeitung unter der Überschrift „Judenfrei“ ein Artikel, der noch einmal die ganze Verlogenheit und Unmenschlichkeit der NS-Judenpolitik dokumentierte.

Zudem belegt er auch, dass es in Crailsheim nicht wenige Bürger gab, die die Deportation von den Juden aus der Stadt nicht für richtig hielten.

 

Die letzten Juden haben vor einigen Tagen unsere Stadt verlassen, sodass Crailsheim nun judenfrei ist…Es kommt hier…auf das grundsätzliche der Judenfrage an, das wir uns immer wieder vor Augen halten müssen, insbesondere wenn manche Ahnungslose sich mehr mit dem Schicksal eines alten Juden als mit dem Grundsätzlichen des Problems befassen…wichtig ist, dass auch der einzelne Jude zu einer Rasse zählt, die von jeher dem deutschen Volke Unheil gebracht hat und nun allem, was deutsch ist, den Kampf auf Leben und Tod ansagte...die bewusst zu diesem Krieg getrieben hat mit dem Ziel, das deutsche Volk zu versklaven und zu vernichten…Ob er nun Goldstein, Levi oder Hallheimer heißt, ob er alt oder jung ist, er ist Angehöriger jener Rasse, die mit dem ganzen Ingrimm ihres alttestamentlichen Hasses den Kampf gegen Deutschland heraufbeschworen hat……

Wer aber gegen geistige Bazillenträger großmütig sein wollte, würde sich am eigenen Volke versündigen.“

 

Das gesamte Vermögen der Crailsheimer Juden verfiel dem Reich. Die Wohnungen der jüdischen Einwohner erhielt das Finanzamt. Andere private Gegenstände der Juden wurden versteigert. Eine der Versteigerungen fand sogar im alten Judenhaus in Crailsheim statt. Grundstücke und Häuser konnten nach einem siegreichen Krieg gekauft werden, damit auch die Soldaten nicht benachteiligt werden. Kommunen konnten allerdings schon früher in den Besitz der Grundstücke gelangen. Die Stadt Crailsheim machte hiervon Gebrauch. In einer Sitzung vom 23. September 1943 erstellten die Ratsherren eine Liste, auf der acht Gebäude aufgeführt waren, die zu einem angemessenen Preis gekauft werden sollten. Die früheren jüdischen Eigentümer, waren zum größten Teil bereits schon ermordet.

 

 

 

 Opfer der Judenverfolgung in Crailsheim wurden :

 

 

 

 

Quellen: Förtsch, Folker: Die Vertreibung und Ermordung der Crailsheimer Juden in der Zeit des                                 Nationalsozialismus

 

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