Juden in Michelbach
Gliederung:
a) Synagoge
b) Das Leben der Juden
a) Synagoge
Die Synagoge in Michelbach
Die Entwicklung der Synagoge entlang den wichtigsten Ereignissen:
Die ersten Michlbacher Juden konnten noch nicht auf eine Synagoge zurückgreifen. Der Sabbat und weitere Gottesdienst wurden deshalb in einem Privathaus gefeiert.
Im Jahr 1757 errichteten die jüdischen Bürger ihre Synagoge in der Judengasse von Michelbach.
Die jüdische Gemeinde wuchs unaufhaltsam, der Stolz auf ihre Synagoge wurde Generation für Generation weitergegeben und so kam es im Jahr 1844 zur ersten Renovierung der Synagoge
Die Synagoge im Jahr 1930
Ab dem Jahr 1933 konnten keine Gottesdienste mehr gefeiert werden. Dies geht auf die stark gesunkene jüdische Einwohnerzahl zurück. Zahlreiche Juden sind vor der Deportation geflüchtet, so waren einfach nicht mehr genügend Juden vorhanden, um einen Gottesdienst zu veranstalten
In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 trug sich in Michelbach ein einmaliges Ereignis zu: Die Michelbacher Synagoge überstand die Reichspogromnacht ohne jeglichen Schaden. Es waren bereits SA - Soldaten da, um die Synagoge in Brandt zu stecken. Doch aufgrund des beherzten Einsatzes von zwei bekannten Michlbacher Bürgern, kam es nicht zum Eklat. Sie forderten die SA- Leute auf, die Synagoge zu verschonen, da in unmittelbarer Nähe ein Gebäude und eine Lagerhalle der Brauerei waren. Die SA akzeptierte diesen Grund und flüchtete aus Michelbach.
Während des zweiten Weltkrieges wurde die Synagoge von der Crailsheimer Flugplatzverwaltung beschlagnahmt und auch umfunktioniert. Sie diente als Munitionsdepot. Trotz der gefährlichen Ladung und den Tücken des Krieges überstand die Synagoge die Zeit ohne ernsthaften Schaden anzunehmen. Lediglich die üblichen Verschleißerscheinungen machten sich bemerkbar.
Nach dem Krieg fiel das jüdische Gebäude in Privatbesitz. Ein Getränkehändler nutze den ehemaligen heiligen Raum als sein Getränkelager und als Mostkellerei
Die Synagoge nach Kriegsende (man kann die vermauerten Fenster und den abbröckelnden Putz erkennen)
Seit 1933 wurde kein Geld mehr in die Erhaltung der Synagoge gesteckt. Darauf stellte der jetzige Besitzer den Antrag, dass Gebäude abreisen zu dürfen und eine neue Lagerhalle auf dem freien Platz zu errichten. Dieses Vorhaben bewegte den Landkreis Schwäbisch Hall zum Erwerb der baufälligen Synagoge
Die Baufällige Synagoge im Jahr 1979
1982 begann die Renovierung der ältesten noch erhaltenen Synagoge in Baden - Württemberg. Schon am 12. Juli 1984 konnte dann die Einweihung der frisch renovierten Synagoge gefeiert werden. Geladene Gäste, wie der Landesrabbiner oder der
Der Blick auf die renovierte Synagoge und den Synagogeninnenraum
Zur Synagoge:
Die Synagoge erfüllte drei Aufgaben:
Haus des Gebets: Der Jude ging mehrmals in der Woche in die Synagoge um dort über
das Gebet mit Gott in Kontakt zu treten und um aus der Thora zu lesen.
Haus der Versammlung: d.h., in der Synagoge wurden die jüdischen Gottesdienste gefeiert
Haus des Lernens: Die jüdischen Kinder besuchten die Synagoge um die Thora lesen zu
lernen und mehr über ihren Glauben zu erfahren.
Einrichtung:
Hochzeitsstein: Bei der Hochzeit zerschlägt das Ehepaar traditionell ein Glas Wein am Hochzeitsstein, um
Glück für ihren weitern Lebensweg zu beschwören.
Handwaschbecken: Man darf die Synagoge nur im gereinigten Zustand betreten.
Das Podium ( Bema ): Der Pult dient zur Thoralesung, er steht in der Mitte Synagoge, so dass sich
die Gemeinde um den Pult versammeln kann.
Thoraschrein: In ihm werden die Thorarollen aufbewahrt. Er ist in Richtung Osten ausgerichtet, in
Michelbach ist der Schrein eine Ausbuchtung der Wand, die kunstvoll geschmückt war.
Frauenempore: Die Frauen mussten den Gottesdienst von der Empore verfolgen, da es ihnen nicht
gestattet war, den Innenraum der Synagoge zu betreten
b) Das Leben der Juden
Die ersten Michlbacher Juden stammen wohl aus Rothenburg, dort wurde nnähmlich keine Juden mehr geduldet und sie wurden der Stadt verwiesen. Somit wurde im Jahr 1556 erstmals ein Jude in Michelbach aufgeführt
Im Jahre 1757 errichteten sie ihre Synagoge in der Judengasse
1840 wurde es den Michelbacher Juden erlaubt, einen eigenen Friedhof anzulegen. Somit mussten sie nicht mehr den Zentralfreidhof in Schopfloch benutzen, sondern konnten ihre Hinterbliebenen direkt am Ort begraben.
1842 müssen die Juden den Michelbacher Schulbau finanzieren
1864 wurden die jüdischen Bürgern den übrigen Bürgern gleichgestellt, die Emanzipation der Juden
Der Höchststand der Jüdischen Bevölkerungsbeteiligung wurde im Jahr 1865 mit 236 Bürgern erreicht. Diese Zahl stellte mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung dar.
Im Jahr 1922 wurde das Kriegerdenkmal mit den Namen zweier gefallener jüdischer Soldaten eingeweiht.
1924 wird der jüdische Schulbetrieb eingestellt.
1933 wurden die jüdischen Geschäft boykottiert. Diese Stellte die Juden vor große finanzielle Probleme, doch sie konnten auf die Hilfe der übrigen Einwohner bauen.
Zu Kriegsbeginn leben nur noch 23 Juden in Michelbach, die anderen wurde entweder deportiert, oder konnten sich noch retten und die Flucht ins Ausland antreten.
1941 wurde ndie übrigen Juden in die Vernichtungslager von Riga und Theresienstadt deportiert.
Lediglich Moritz Eichberger und Thea Gundelfinger kehrten zurück. Moritz Eichberger führte sein normales Leben weiter und star bschließlich in Crailsheim, wo er auch begraben wurde. Thea Gundelfinger dagegen hielte es in Michelbach nicht mehr aus und wanderte in die USA aus.
Die jüdische Bevölkerung in Relation zur übrigen Bevölkerung
Schule in Michelbach
In der Gemeinde Michelbach besuchten nur wenige jüdische Kinder die christliche Dorfschule. Dazu gezwungen waren sie nicht. Ihr Schulbesuch zusammen mit den christlichen Kindern war freiwillig, gab es doch im württembergischen Königreich keine Schulpflicht für jüdische Kinder. Die Dorfschulmeister waren jedoch recht froh, wenn viele Judenkinder zu ihnen in den Unterricht kamen, erhöhte doch das Schulgeld die sonst geringen Einkünfte. Nicht selten erteilten sie auch gegen gutes Geld Privatunterricht für jüdische Kinder aus wohlhabenden Familien.
Nach dem Inkrafttreten des neuen Schulgesetzes im Jahr 1825 mussten auch in Michalbach alle schulpflichteigen jüdischen Kinder im von 6 bis 14 Jahren die christliche Dorfschule besuchen.
Für die christlichen Schulmeister war der Wegfall des Schulgeldes, das die Eltern der jüdischen Schulkinder den Lehrern bezahlte, ein empfindlicher Einkommensverlust. Das Schulgeld hatte je Kind pro Jahr 1 Gulden und 15 Kreuzer betragen. Bei 24 jüdischen Kindern, welche die christliche Schule verließen, sank der Gesamtverdienst des Schulmeisters um rund 30 Gulden, umgerechnet ungefähr 200 Gulden im Jahr.
Im kleinen Synagogenanbau, den jüdische Gemeinde Michelbach im Jahr 1831 erstellt hatte, reichte der Raum für die wachsende Anzahl der Schüler nicht mehr aus. Inzwischen gab es in Michelbach 43 jüdische haushalte mit insgesamt 183 Personen. Der Erste jüdische Schullehrer David Mainhardt drängte immer nachdrücklicher zu einer Lösung der unbefriedigenden Raumfrage.
Da sich inzwischen die finanzielle Situation der israelischen Gemeinde Michelbach wesentlich verbessert hatte, stellte sie im Jahre 1842 bei der Oberkirchenbehörde in Stuttgart einen Antrag auf Zuschuss für einen geplanten Schulhausneubau. Der bisher benutzte Schulraum sei für die vielen Schulkinder zu klein, unfreundlich und wegen seiner kellerähnlichen Feuchtigkeit sehr ungesund.
Die Bitte um eine Beihilfe begründete die jüdische Gemeinde etwa so: Alle 43 Haushalte besäßen zusammen nur 55 Morgen Land, ein Drittel gilt als arm, ein weiteres als auskömmlich verdienend, der Rest der Art wohlhabend, dass sie etwas erübrigen können.
Der Antrag blieb erfolglos. Die Michelbacher Judenschaft musste alle Kosten für den geplanten Schulhausbau selber aufbringen. Neben der Verwendung bescheidener Rücklagen geschah dies durch Umlagen bei den vermögenden Gemeindegliedern.
Zunächst war ein zweistöckiges Schulhaus mit Lehrerzimmer, Lehrerwohnung, Versammlungsraum für den örtlichen Kirchenvorstand und einem Frauenbad bei einem Überschlag in Höhe von 4953 Gulden geplant. Das Ausbleiben des erhofften Zuschusses zwang allerdings die gemeinde zu großen Einsparungen. Das vom Oberamt in Gerabronn genehmigte Baugesuch sah ein etwas verkleinertes Gebäude um den Preis von 2800 Gulden vor. Das Geplante Frauenbad entfiel. Es wurde erst im Jahre 1868 am Ende der Judengasse gebaut. Das neue Schulhaus wurde nur einstöckig.