Umfrage zum Thema: 

Antisemitismus heute

 

Mit unserer Befragung, die wir bei Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts durchgeführt haben, wollten wir herausfinden, wie sehr Menschen in unserer Region heute noch antisemitistisch eingestellt sind. 

 

Antisemitismus = Hass und Abneigung gegen das jüdische Volk.

  

Wir dachten vor unserem Projekt, dass der Hass gegen die Juden längst Vergangenheit wäre. Doch nun ist uns bewusst geworden, dass es eine viel größere Rolle spielt, als wir dachten. Äußerungen der Menschen, die wir befragen wollten, waren erschreckend, wie zum Beispiel: “Nein, so etwas kann ich nicht ausfüllen!“, „Naja, verschürt sind se ja scho“ und andere negativen Bemerkungen. Vor allem ältere Menschen reagierten energisch.

Mehrere Teilnehmer unserer Umfrage waren auch so im Gewissenskampf, dass sie weder mit „Ja“, noch mit „Nein“ auf unsere mit Absicht provozierenden Fragen antworten konnten. Nur mit beigeschriebener Rechtfertigung für ihre Antwort gaben sie den Zettel ab.

 

Auch in der Öffentlichkeit sind Juden immer wieder ein Streitpunkt. Auch ist dieses Thema gerade wieder durch den Kommentar des CDU-Bundesabgeordneten Martin Hohmann in den Medien aktuell geworden. Mit zum Beispiel den Worten, dass „Juden ein Tätervolk“ wären, schockte er viele Menschen. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Antisemitismus noch in vielen Köpfen der Deutschen steckt.

 

Was uns jedoch positiv überrascht hat ist, dass Jugendliche weniger Probleme mit dem Ausfüllen des Fragebogens hatten. Ist es die jetzige junge Generation, die nicht mehr so konservativ ist und mit ganz anderen Einstellungen erzogen worden sind, oder ist der wenige Bezug zum 2. Weltkrieg der Grund für mehr Aufgeschlossenheit zum Judentum?

  

Aufbau des Fragebogens:

 

Der Fragebogen besteht aus 4 Teilen:

-         Wissensfragen zum Judentum

-         Manifestem Antisemitismus

-         Ablehnung von Verantwortung gegenüber Juden

-         Latenten Antisemitismus

Der erste Teil des Fragenbogens, der aus allgemeinen Wissensfragen zum Judentum besteht, ist in 7 Fragen gegliedert. Hier wollten wir herausfinden, wie sehr sich Leute mit dem Judentum befasst haben und sich damit auskennen.

 

Der zweite Teil des Fragebogens besteht aus 8 Fragen zum Thema des „Manifesten Antisemitismus“, was bedeutet, dass die befragten Menschen schon mit negativ gestellten und provozierenden Fragen konfrontiert wurden. 

 

Im dritten Teil haben wir 3 Fragen zum Thema „Ablehnung zur Verantwortung gegenüber Juden“ gestellt. Wie sehr sieht sich jeder Einzelne verantwortlich?

 

Im 4.Teil unseres Fragebogens, der das Thema „Latenter Antisemitismus“ hat, besteht aus 3 Fragen. Wir wollten herausfinden, wie offen Menschen in der Öffentlichkeit über Juden reden können, und wie ehrlich sie sind. 

 

Die Anzahl der Befragten sind 144 Personen. Davon sind 74 männliche und 70 weibliche Personen. Diese wiederum sind gleichmäßig in 3 verschiedene Altersgruppen unterteilt. So ist jedes Alter vertreten. Die verschiedenen Altersgruppen sind 1.) von 13-19,  2.) von 20-39 und  3.) ab 40.

Bei den Fragen von 1-8 gab es jeweils verschiedene Antworten zur Auswahl. Die Fragen 9-21 konnte man entweder mit „Ja“ oder mit „Nein“ beantworten.

 

1) Wissensfragen über das Judentum:
1. Was ist die Sprache des Judentums?
Hebräisch
Arabisch

 

Die Frage „Was ist die Sprache des Judentums?“ wurde im Großen und Ganzen richtig mit „Hebräisch“ beantwortet. Nur eine kleine Minderheit war der Meinung „Arabisch“ sei die Sprache des Judentums

2) Wie heißt das Gebetshaus der Juden
Synagoge
Moschee
Kirche

 

„Wie heißt das Gebetshaus des Judentums“, wurde wieder von der großen Mehrheit richtig mit Synagoge beantwortet, vor allem von den Älteren der befragten Personen. Die etwas Jüngeren, von 20-39 Jahren, waren sich zum Teil nicht ganz schlüssig zwischen Synagoge und Moschee. Bei der Altersgruppe von 13-19 Jahren, wurde die Kirche auch mit in Betracht gezogen.

3) Was versteht man unter einer Tora?
5 Bücher Mose
4 Bücher Davids
3 Bücher Abrahams
keine Antwort

Bei der Frage „Was versteht man unter Tora?“ fielen die Meinungen stark auseinander. Es ließen sich viele von den 4 Büchern Davids irritieren, weil sie wahrscheinlich den Namen David (auch vom Davidstern) mit dem Judentum in Verbindung gebracht haben. Die Mehrheit jedoch hat sich für die richtige Antwort, für die 5 Bücher Mose entschieden. 3 Bücher Abrahams wurden immerhin noch von 17% der Befragten für die Tora gehalten und 6% antworteten gar nicht.

 

4) In welcher Religion ist die Beschneidung religiöses Ritual?
Islam
Buddhismus
Judentum
Hinduismus
Christentum

„In welchen Religionen ist die Beschneidung ein Religiöses Ritual“ wurde hauptsächlich mit Islam beantwortet, welche nur eine von 2 möglichen Antworten ist, Judentum wäre die 2. mögliche Antwort gewesen, welche immerhin noch von 40% richtig beantwortet wurde. Christentum, Hinduismus und Buddhismus wurde aber auch von einigen in Betracht gezogen.

5) In welchem Jahr war die Reichskristallnacht?
1938
1948
1930

„In welchem Jahr war die Reichskristallnacht“ wurde von der   großen Mehrheit mit 1938 richtig beantwortet. Es gab nur wenige die mit 1949 oder 1930 antworteten.

6) Was passierte in der Reichskristallnacht?
Synagogen wurden verbrannt
Juden wurden aus den Konzentrationslagern befreit

 

Darüber „was in der Reichskristallnacht passierte“ wussten wieder die Ältesten der Befragten am besten Bescheid. Unter den Jüngsten waren die Wenigsten die antworteten, dass in der Reichkristallnacht Juden befreit wurden. Doch die große Mehrheit beantwortete die Frage richtig mit der Antwort, dass Synagogen verbrannt wurden.

       

 Allgemein haben die 144 Befragten im 1. Abschnitt gut abgeschnitten. Daher sieht man, dass das Judentum ein Thema ist, worüber Menschen doch etwas Bescheid wissen. 

 

2) Manifester Antisemitismus:

 

Im Teil des „Manifesten Antisemitismus“ sind die Fragen größtenteils mit „Nein“ beantwortet worden. Daraus lässt sich schließen, dass ein Großteil der Leute nichts gegen Juden hat. Oder sie trauen sich nicht ihre ehrliche Meinung zu sagen? 

1) Es wäre besser für Deutschland, keine Juden im Land zu haben.
Nein
Ja

 

Hier haben die männlichen, sowie die weiblichen Befragten größtenteils mit „Nein“ geantwortet. Also macht es ihnen nichts aus Juden in Deutschland zu haben.

2) In Deutschland haben die Juden zu viel Einfluss.
Nein
Ja

 

An diesem Diagramm sieht man, dass diese Aussage überwiegend mit „Nein“ beantwortet  wurde. Alle drei Altersgruppen haben fast die gleiche Anzahl. Jedoch kann man das nicht auf unseren Diagrammen sehen.

3) Die Juden sind mitschuldig, wenn sie gehasst und verfolgt werden.
Nein
Ja

 

Auch hier haben die meisten der von uns befragten Personen mit „Nein“ geantwortet.

4) Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss.
Nein
Ja

Man sieht, wie auch im Diagramm zuvor, dass die meisten wieder mit „Nein“  geantwortet haben.

 

5) Ich gehöre zu denen, die keine Juden mögen.
Nein
Ja

 

Bei dieser Aussage waren sich die Befragten, egal ob männlich oder weiblich, ziemlich einig und antworteten mit „Nein“. Aber man kann sich auch hier die Fragen stellen, ob die Personen ihre ehrliche Meinung geäußert haben.

 

6) Juden sollten keine höheren Positionen im Staate innehaben.
Nein
Ja

Man sieht nun an diesem Diagramm, dass die Meinungen auseinander gehen. In den Altersgruppen 13 -19 Jahren und ab 40 Jahren hat der größere Teil mit „Nein“ geantwortet. Die 20 -39 jährigen der befragten Personen kreuzten an, dass die Juden keine höheren Positionen einnehmen sollten.

7) Mit Juden sollten man keine Geschäfte machen.
Nein
Ja

 

Hier wiederum waren sich die männlichen und die weiblichen Befragten so gut wie einig und haben  diese Aussage mit „Nein“ beantwortet. Daraus lässt sich schließen, dass die meisten Personen mit Juden Geschäfte machen würden.

 

3) Ablehnung von Verantwortung von Juden
1) Das deutsche Volk hat eine besondere Verantwortung gegenüber den Juden.
Ja
Nein

 

Bei der Auswertung dieser Frage stellte sich heraus, dass sowohl weibliche, als auch männliche Personen mehrheitlich mit „Nein“ geantwortet haben. Es gab aber auch Befragte, die mit „Ja“ geantwortet haben, was immerhin noch 41 % sind. Die differenzierte Auswertung zwischen den verschiedenen Altersgruppen, sowie dem Geschlecht ergab, dass es keine Besonderheiten auf einzelne Gruppen gibt, sondern die Meinungen gleichmäßig auseinender gingen.

2) Als heute lebender Jugendlicher muss man nicht mehr über die Schuld der Deutschen gegenüber den Juden nachdenken.
Ja
Nein

 

Bei dieser Frage gingen die Meinungen wie in der vorherig gestellten Frage weit auseinander. Jedoch sieht man hier klare Unterschiede zwischen den Altersgruppen. In der 1. Altersgruppe, den 13-19 jährigen, waren die Mehrheit der Meinung, sie müssten nicht mehr über die Schuld der Deutschen nachzudenken. Hingegen bei der 2. und 3. Altersgruppe, der älteren Bevölkerungsgruppe, stimmte die Mehrheit für „Nein“. 

3) Jahrzehnte nach Kriegsende sollten wir nicht mehr soviel über die Judenverfolgung reden, sondern endlich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen.
Ja
Nein

 

Bei dieser Frage haben die 3 Altersgruppen meistens mit „Ja“ geantwortet und nur wenige mit „Nein“. Das bedeutet, dass die meisten Menschen heute ohne Belastung durch die Schuld der früheren Generation leben möchten.

 

4) Latenter Antisemitismus:

          = Wie offen sind die Menschen in der

          Öffentlichkeit bei dem Thema „Juden“ ?

1. Mir ist das ganze Thema „Juden“ irgendwie unangenehm.
Nein
Ja

 

Nur 3 % der Befragten ist das Thema „Juden“ irgendwie unangenehm. Eigentlich ein eindeutiges Ergebnis! Jedoch kann man an diesem Ergebnis seine Zweifel haben, denn einige Menschen, die wir befragen wollten, haben abgelehnt. Daraus kann man schließen, dass dieser Teil von Menschen weitgehend ein unangenehmes Gefühl dabei gehabt hätten. Dazu kommt noch, dass Reaktionen und Gesichtszüge von Befragten beim Ausfüllen unseres Fragebogens nicht mit diesem Ergebnis übereinstimmen können.

 

2) Ich glaube, dass sich viele nicht trauen, ihre wirkliche Meinung zu sagen.
Nein
Ja

 

Einige Leute, genau genommen 70% sind der Meinung, dass sich viele nicht trauen, ihre eigenen Meinung über Juden zu sagen. Nun sollte man sich fragen, warum? In unserer Gesellschaft werden leider immer noch nicht alle Meinungen akzeptiert. Bevor also der Konflikt zu anderen Personen auftritt, schweigen viele Menschen lieber und behalten ihre Meinung über dieses Thema für sich.

3) Was ich über Juden denke, sage ich nicht jedem.
Ja
Nein

 

Auch bei dieser Frage kann man wieder schön das angebliche Selbstbewusstsein der Leute sehn. Jedoch geben 13% ehrlich zu, dass sie nicht Jedem ihre Meinung sagen, denn in Deutschland muss man sich gut überlegen, wie viel und was man über das Thema „Juden“ sagt, denn viele, gerade ältere Menschen reagieren noch aggressiv darauf.

 

Allgemein wollen wir noch die Frage stellen, warum dieser Antisemitismus heute noch bei wenigen, jedoch bei manchen stark besteht.

 In den wenigsten Fällen hat der Antisemitismus der Menschen etwas mit persönlichen Begegnungen mit Juden zu tun. Mehr überwiegen die Vorurteile, die bei vielen Menschen tief verwurzelt sind und von Generation zu Generation weitergegeben werden, z.B. in der Zeit des 2. Weltkrieges, der Zeit, als Hitler und die NSDAP an der Macht waren, wurde den Menschen der rassische Antisemitismus „eingebleut“ d.h. ihnen wurde vermittelt, die Juden, als das „böse Prinzip“, seien die Verursacher alles Schlechten in der Welt und sollten deshalb ausgemerzt werden.

 

Unter dem andern Großteil der Bevölkerung die nicht so antisemitistisch eingestellt sind, gibt es jedoch einige, die sogar heute noch zum Andenken an die Juden einige Veranstaltungen in Gang setzten z.B. in Crailsheim wurden erst vor Kurzem zur Erinnerung an die Reichskristallnacht am 09. November 1938 einige Kerzen in Form eines Davidsterns, eines Hakenkreuzes und eines Kreuzes auf die Straße gestellt, wo früher die Synagoge stand. Circa 70 Besucher waren anwesend, daraus lässt sich schließen, dass es noch einige Menschen gibt, denen das Judentum auch heute noch viel bedeutet. 

 

Literaturverzeichnis:

 

-         „Das neue Kursbuch / Religion 9/10“

Calwer Verlag / Moritz Diesterweg Verlag

Auflage: 1988

Herausgeber: Schmidt, Thierfelder, Kraft, Petri

 

-         „ Kursbuch 2000 / Religion 9/10"

Calwer Verlag / Moritz Diesterweg Verlag

Auflage: 1999

Herausgeber: Schmidt, Thierfelder, Kraft, Petri

 

      - „ Antisemitismus 1997?“

        Vorbereitet für:

        Dollase, R., Kliche, Th. & Moser, H. (Hrsg.)

        Opfer und Täter fremdfeindlicher Gewalt.

        Weinheim, München: Juventa

 

        „ Neu – alte Mythen über Juden“ 

        Ein Forschungsbericht

        Wolfgang Friendte, Friedrich Funke & Susanne Jacob

 

        Verfasser:  Sarah Streicher, Maren Gaspar, Jana Fischer, Carolin Leyh

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